Jugendgericht in Italien akzeptiert Pilgerfahrt als Buße
Im Gegenzug für eine Pilgerfahrt nach Santiago hat ein Jugendgericht in Italien auf den Prozess gegen einen jungen Straftäter verzichtet. Der heute 22-Jährige nordafrikanischer Abstammung sollte sich wegen diverser Delikte in Zusammenhang mit seinem Drogenkonsum verantworten. Stattdessen willigte der Richter in die 1.500 Kilometer lange Wanderung zu dem spanischen Wallfahrtsort als Besserungsmaßnahme ein. Wie italienische Medien (Mittwoch) meldeten, handelte es sich um eine Premiere in der italienischen Justiz.
Den Berichten zufolge war der junge Mann 85 Tage auf dem Jakobsweg nach Santiago de Compostela unterwegs. Begleitet wurde er von einem 68-jährigen Betreuer eines Jugendhilfevereins aus dem norditalienischen Mestre, der sich an ähnlichen Projekten in Belgien und Frankreich orientiert. Die Vereinbarung sah den Verzicht auf Drogen, Alkohol und Zigaretten sowie ein Handy-Fasten während der gesamten Wanderzeit vor. Für Unterkunft und Verpflegung standen dem Bußwallfahrer den Angaben nach knapp 40 Euro pro Tag zur Verfügung.
Der junge Mann habe sich nicht ganz leicht damit getan, sich an den neuen Tagesrhythmus und die Regeln zu gewöhnen, sagte laut dem Sender "Tgcom 24" sein Begleiter Fabrizio, der sich während der Reise als Großvater ausgab. Dennoch entdeckte sein Schützling auch neue Lebensqualitäten in der "Schönheit der Landschaft" und der Orte. "Mein Leben hat sich verändert", sagte der 22-Jährige nach seiner Rückkehr nach Italien. (KNA)