Archäologe vermeldet spektakulären Fund in Israel
Bei Grabungen im nordisraelischen Al-Araj am See Genezareth haben israelische Archäologen einen 300 Kilogramm schweren Basaltblock mit drei eingearbeiteten Fächern gefunden. Nach Einschätzungen des leitenden Archäologen, Mordechai Aviam vom "Kinneret Academic College", könnte es sich um ein Reliquiar für die Apostel Petrus, Andreas und Philippus handeln, wie die Tageszeitung "Haaretz" am Donnerstag berichtete.
Jüngste Grabungen in Al-Araj haben demnach Funde aus frühchristlicher Zeit zutage gefördert, darunter Reste einer reich ausgestatteten byzantinischen Kirche. Diese sei jedoch nicht der Fundort des möglichen Reliquiars, erklärte Aviam: "Wir haben es im Schutt eines zweistöckigen Hauses aus der otomanischen Zeit gefunden, das ein reicher Mann aus Damaskus hatte erbauen lassen, dem das Grundstück im späten 19. Jahrhundert gehörte", so der Archäologe. Als die israelische Armee das Gebiet im Jahr 1955 eroberte, habe sie das Gebäude gesprengt.
Hilfestellung vom heiligen Willibald
Die Unterseite des Basaltsteins ist laut dem Bericht unbehauen, während in die Oberseite drei Fächer eingearbeitet seien. Dies deute für die Wissenschaftler auf die Nutzung als Reliquiar hin, da Reliquiare in dieser Zeit in die Erde unter den Altar platziert worden seien. Angesichts des Fundortes könnte es sich möglicherweise um das Reliquiar der Apostelkirche in Bethsaida handeln. Weiteren Anlass zu dieser Annahme biete der Pilgerbericht des heiligen Willibald. Der erste Bischof von Eichstätt berichtete im 8. Jahrhundert von einer Kirche der Apostel Petrus und Andreas über deren Wohnhäusern in Bethsaida.
Bereits im Sommer 2017 sorgte Aviam für Schlagzeilen, als er Al-Araj als Heimatort der drei Apostel identifizierte. Demnach handele es sich bei der Ausgrabungsstätte um die antiken Städte Bethsaida und Julias. Für Aviam deutete der Fund eines römischen Badehauses auf städtische Strukturen hin, die wiederum zu antiken Berichten passen würden.
Ältere archäologische Theorien halten das zwei Kilometer weiter nördlich in den Golanhöhen gelegene Et-Tell für das biblische Bethsaida. Der Südtiroler Benediktiner Bargil Pixner hatte die Stätte im Jahr 1987 entdeckt. Der heute dort Tell forschende Archäologe Rami Arav hält die Gleichsetzung von Al-Araj mit Bethsaida laut Zeitung für nicht überzeugend. Die dortigen Funde stammten aus byzantinischer Zeit und seien damit 300 bis 400 Jahre jünger als die Funde in Et-Tell. Möglicherweise habe es sich bei Al-Araj vielmehr um ein römisches Heerlager aus der Zeit von König Agrippas II. gehandelt. (kim/KNA)