Der Patron der Messdiener starb als Märtyrer in Rom

Tarcisius – der himmlische Oberministrant

Veröffentlicht am 29.07.2018 um 13:40 Uhr – Lesedauer: 
Messdiener

Bonn ‐ Wie begeistert man junge Menschen für den Altardienst? Vielleicht nicht gerade mit dem Schicksal des Patrons der Ministranten. Denn der heilige Tarcisius wurde brutal ermordet. Ein Vorbild ist er aber trotzdem.

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Als der Patron der Ministranten lebte, gab es noch gar keine Messdiener, wie wir sie heute kennen. Der heilige Tarcisius lebte im dritten Jahrhundert in Rom und half bei der Liturgie und in der Seelsorge. Alt wurde er nicht: Schon mit zwölf Jahren, nach anderen Berichten mit 15 Jahren, starb er im Jahr 257 als Märtyrer.

Das älteste bekannte Zeugnis davon ist die Inschrift auf seinem Grab, die Papst Damasus I. im vierten Jahrhundert verfasst hatte. Darin vergleicht er den schon damals als heilig geltenden Märtyrer mit dem Erzmärtyrer Stephanus. "Der heilige Tarcisius, der das heilige Sakrament des Leibes Christi in reinen Händen trug, und den die tobende Schar der Bösen bedrängte, das Heiligste allen zur Schau zu stellen, zog es vor, sterbend sein Leben hinzugeben, als den himmlischen Leib den raffenden Hunden preiszugeben."

Wenig steht fest

Über diese kurze Grabinschrift hinaus ist wenig gesichert. Die Erzählugen der frühen Christen zeichnen ihn als einen frommen Jungen in schwierigen Zeiten. Tarcisius lebte zur Zeit der Christenverfolgung von Kaiser Valerian, die Christen feierten ihre Gottesdienste heimlich in ihren Wohnungen und in den Katakomben. Der Waisenjunge lebte bei seinem Onkel, einem Heiden, feierte jedoch mit anderen Christen in den Kalixtuskatakomben regelmäßig Gottesdienste. Schon damals gab es die Tradition, Gefangenen und Kranken die Eucharistie zu bringen – ein gefährliches Unterfangen.

Alexandre Falguière: Tarcisius, martyr chrétien, 1868, musée d'Orsay
Bild: ©Rama (Wikimedia Commons) CC BY-SA 2.0 fr

Der französische Bildhauer Alexandre Falguière (1831-1900) hat den sterbenden Tarcisius in Marmor verewigt. Heute ist das 1868 geschaffene Kunstwerk im Musée d'Orsay in Paris.

Diese Szene beschrieb auch der englische Kardinal Nicholas Wiseman in seinem 1854 erschienenen Roman "Fabiola", in dem er Heiligenlegenden und historische Quellen zu einer fiktiven Geschichte der frühen Christen in Rom vermischt. Er beschreibt, wie in der Gemeinde Freiwillige gesucht wurden, um die Eucharistie zu verteilen. "Schick mich!", sagt Tarcisius dem Priester: "Mein junges Alter wird der beste Schutz für die Eucharistie sein!" Der Priester ermahnte den Jungen: "Tarcisius, denk daran, dass du einen himmlischen Schatz in deinen schwachen Händen hältst. Vermeide die vollen Straßen und vergiss nicht, dass die heiligen Dinge nicht den Hunden und die Edelsteine nicht den Schweinen vorgeworfen werden dürfen. Wirst du die heiligen Geheimnisse treu und sicher bewahren?" "Ich werde eher sterben, als sie mir wegnehmen zu lassen", erwiderte Tarcisius.

Er starb, weil er die Eucharistie verteidigte

In Leinen eingeschlagen trug Tarcisius die Eucharistie. Ob er auf dem Weg zu Kranken oder zu gefangenen Christen im Mamertinischen Kerker war, ist nicht bekannt. Auf der Straße traf er einige Freunde, die sich dafür interessierten, was er da vor seinem Herz sorgfältig trug. Er wollte den Jungen nicht verraten, was er da in seinem Beutel hatte, es kommt zu einer Rangelei, die immer heftiger wird, als Tarcisius als Christ enttarnt wird – Tarcisius überlebte den Angriff nicht. Quadratus, ein Soldat, wie Tarcisius heimlich Christ, brachte den leblosen Körper des Jungen zum Priester, der ihn in den Kalixtuskatakomben begrub. In seinen Händen hatte er noch das Tuch – doch die Eucharistie war nicht mehr darin, die Hostie wurde nicht mehr gefunden.

Der Heiligenkalender der Kirche, das Martyrologium Romanum, deutete das so, dass die Hostie mit seinem Körper verschmolzen sei, "Fleisch von seinem Fleisch geworden war", erläuterte Papst Benedikt XVI. 2010 anlässlich der Ministrantenwallfahrt, "und so mit seinem eigenen Leib vereint ein einziges makelloses Opfer [wurde], das Gott dargebracht wurde".

Natürlich war Tarcisius kein Ministrant im heutigen Sinn. Aber wahrscheinlich war er Akolyth, also ein liturgischer Helfer im Gottesdienst. Die Bereitung des Altars und die Spendung der Kommunion gehörten zu den Aufgaben des Dienstes, der erstmals etwa zu der Zeit bezeugt ist, zu der auch Tarcisius lebte. Da lag es natürlich nahe, einen der ersten jungen Altardiener zum Patron der Ministranten zu bestimmen – auch wenn sein Ende nicht unbedingt Lust auf den Altardienst macht.

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Video: © Media X Plus

Die internationale Ministrantenwallfahrt steht vor der Tür: In wenigen Tagen werden sich auch Tausende junge Menschen aus Deutschland auf den Weg nach Rom machen. In unserer Reihe "Katholisch für Anfänger" erklären wir, was genau ein Ministrant ist.

"Von uns wird nicht sogleich das Martyrium verlangt", beruhigte Benedikt XVI. in seiner Ansprache die Messdiener, "aber Jesus bittet um die Treue in den kleinen Dingen, um die innere Sammlung, das innere Mit-dabei-Sein, unseren Glauben, und darum, dass wir uns mühen, im Alltag diesen Schatz gegenwärtig zu halten. Er bittet uns um Treue in den täglichen Aufgaben, um das Zeugnisgeben für seine Liebe, indem wir in die Kirche gehen aus innerer Überzeugung und Freude, dass er da ist."

Sein Fest wird nie gefeiert

Die Reliquien des Heiligen wanderten über die Jahrhunderte durch einige Kirchen Roms, eine Zeitlang waren sie auch neben denen von Laurentius und Stephanus in der Kirche Sankt Laurentius vor den Mauern untergebracht. Seit 2012 sind sie wieder bei den Katakomben: In der Hauskapelle des "Institutio San Tarcisio" der Salesianer. Dort können sie heute verehrt werden. Über einen Besuch freut sich der Heilige sicher: Denn auch wenn Ministranten fast jeden Gottesdienst mitgestalten, in der Liturgie führt Tarcisius ein Schattendasein. Sein Gedenktag ist der 15. August und wird daher wegen des höherrangigen Fests Mariä Himmelfahrt nie gefeiert.

Dennoch ist Tarcisius wohl der bekannteste unter den Ministranten-Patronen; viele Messdienergruppen verehren ihn besonders und haben Bilder oder Statuen in ihren Gruppenräumen oder der Sakristei. Wie es sich für Messdiener gehört, ist Tarcisius aber nicht allein: Neben ihm werden auch Dominikus Savio, der mit 15 Jahren gestorbene Lieblingsschüler Don Boscos, Nikolaus von Myra und der ebenfalls jung gestorbene Jesuit Jan Berchmans als Schutzheilige der Messdiener angerufen – doch Tarcisius, einer der ersten Altardiener, ist ohne Zweifel der himmlische Oberministrant.

Von Felix Neumann

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