Für Erzbischof Martin sind die Vorwürfe gegen Kardinal Sodano neu

Irland: Berichte über Vertuschungsversuche des Vatikan

Veröffentlicht am 13.08.2018 um 15:51 Uhr – Lesedauer: 
Missbrauch

Dublin ‐ In Irland wird über den Missbrauchsskandal der 2000er Jahre diskutiert. Damalige Regierungspolitiker werfen dem Vatikan vor, ein Abkommen geplant zu haben, das ihn vor Ermittlungen schützt. Nun meldet sich Primas Diarmuid Martin.

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Der Erzbischof von Dublin und Primas der katholischen Kirche in Irland, Diarmuid Martin, hat nach eigenem Bekunden keine Informationen über angebliche Vertuschungsversuche des Vatikan im Missbrauchsskandal. Anfang der 2000er Jahre soll der damalige Kardinalstaatssekretär Angelo Sodano nach Medienberichten den irischen Staat um ein spezielles Abkommen gebeten haben. Martin erklärte laut "Irish Times" vom Montag, er sei von "keiner der beiden Seiten" über etwaige Absichten oder Absprachen informiert worden. Er unterstrich die Bedeutung eines "transparenten Dialogs zwischen Staat und Kirche" – bei gleichzeitiger "Trennung von Staat und Kirche".

Die frühere irische Präsidentin Mary McAleese hatte vergangene Woche in der "Irish Times" erklärt, Kardinal Sodano habe sie bei einem Staatsbesuch in Italien 2003 zu einem Abkommen überreden wollen. Dieses habe vatikanische und diözesane Dokumente vor Zugriffen des irischen Staates schützen sollen, zum Beispiel bei polizeilichen Ermittlungen in Missbrauchsfällen. McAleese sagte weiter, Sodanos Anliegen habe sie damals "schockiert". Dies sei einer der "schlimmsten Momente meiner Amtszeit" gewesen. Sie habe ihm "sofort klar gemacht, dass dieses Gespräch beendet ist". Das Anliegen sei fallengelassen worden und sie habe nie wieder von einer Erwähnung der Idee gehört, so McAleese.

Medien beleuchten Rolle Sodanos mit Blick auf Missbrauchsskandale

Nach der früheren Präsidentin äußerte sich auch der ehemalige irische Außenminister Dermot Ahern gegenüber der Zeitung: 2005 habe Sodano gefragt, ob die Regierung den Vatikan für Verluste entschädigen würde, die bei irischen Gerichten im Zusammenhang mit Missbrauchsverfahren auftreten könnten. Das Onlinemagazin Crux berichtete von einem ähnlichen Fall im selben Jahr in den USA.

Bild: ©Harald Oppitz/KNA

Kardinaldekan Angelo Sodano.

Weiter erinnerte Crux an die Aussage des Wiener Kardinals Christoph Schönborn aus dem Jahr 2010, nach der Sodano 1995 eine weitergehende Verfolgung der Missbrauchsvorwürfe gegen seinen Vorgänger Kardinal Hans Hermann Groër unterbunden habe. Schönborn hatte auch das eigenmächtige Grußwort Sodanos vom Ostersonntag 2010 auf dem Petersplatz kritisiert, bei dem der Kardinaldekan mit Blick auf den Missbrauchsskandal in Deutschland vom "unbedeutenden Geschwätz dieser Tage" sprach. Das Onlinemagazin betont allerdings, dass dem inzwischen 90-jährigen Sodano weder Missbrauchstaten noch Vertuschung vorgeworfen werden könne. Als Kardinaldekan, also Vorsitzender des Kardinalskollegiums, verfügt Sodano weiter über großen Einfluss in der Kurie.

In Irland haben die Skandale um sexuellen Missbrauch, Ausbeutung und Misshandlungen in kirchlichen Einrichtungen im 20. Jahrhundert die einst prägende katholische Kirche im Land in den vergangenen zwei Jahrzehnten erheblich an Ansehen gekostet. Die Folgen werden auch Thema beim bevorstehenden Irland-Besuch von Papst Franziskus am 25. und 26. August sein. (luk/KNA)