Mailands Erzbischof bestreitet Favoritenrolle im Konklave

Kardinal Scola: "Ich war kein Papstkandidat"

Veröffentlicht am 22.08.2018 um 11:17 Uhr – Lesedauer: 
Kardinal Angelo Scola.
Bild: © KNA
Konklave

Mailand ‐ Kurz nach der Wahl von Franziskus versandte die Italienische Bischofskonferenz versehentlich ein Schreiben, in dem sie dem Mailänder Kardinal Scola zur Papstwahl gratulierte. Der behauptet nun, er sei kein Favorit im Konklave gewesen.

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Kardinal Angelo Scola (76) hat bestritten, im Konklave 2013 ein möglicher Papstkandidat gewesen zu sein. Dies sei eine "Fake News", so der frühere Mailänder Erzbischof und Patriarch von Venedig in einer Autobiografie, die am Donnerstag erscheint. Das Konklave habe ohne einen Kandidaten begonnen, so Scola im Gespräch mit dem Journalisten Luigi Geninazzi, dem Co-Autor des Buches, aus dem die Zeitung "Corriere della Sera" (Mittwoch) zitiert.

Bei seiner Abreise aus Mailand zum Konklave habe er damals seinen Mitarbeitern gesagt: "Der Rücktritt von Benedikt XVI. ist ein völlig neuer Vorgang in der Kirchengeschichte und kündigt einen neuen, ebenfalls bislang nicht da gewesenen Papst an. Seid beruhigt, das werde nicht ich sein." Er habe nie geglaubt, Papst zu werden, so Scola.

Ihm hätten Medienberichte nicht gefallen, denen zufolge er als Kandidat der Konservativen Kardinal Jorge Mario Bergoglio unterlegen sei; "der nostalgische Kandidat der bisherigen Päpste, der Mann der Vergangenheit", wie Scola schreibt. Das Buch "Ho scommesso sulla liberta" (Ich habe auf die Freiheit gesetzt) wird am Mittwochabend in Rimini vorgestellt.

„Seid beruhigt, das werde nicht ich sein“

—  Zitat: Kardinal Angelo Scola

Scola war vor dem Konklave vom März 2013 - anders als der Argentinier Bergoglio - in den italienischen Zeitungen wochenlang als Top-Favorit gehandelt worden. Die Italienische Bischofskonferenz hatte nach der Wahl Mario Jorge Bergoglios in einem ersten Glückwunschschreiben versehentlich die "Nachricht von der Wahl des Kardinals Angelo Scola zum Nachfolger Petri" begrüßt.

Bergoglio habe er schon früher kennengelernt, so Scola weiter. Bei Synoden etwa seien ihm das Taktgefühl in den Beiträgen, die Ernsthaftigkeit und Reumütigkeit seiner Haltung aufgefallen. In den Pausen habe der damalige Erzbischof von Buenos Aires meist still auf seinem Platz gesessen und Unterlagen studiert. Insgesamt habe er sehr reserviert gewirkt. Umso mehr, schreibt Scola, habe ihn der offene, jugendliche, teils ironische Charakter überrascht, den Franziskus als Papst entwickelt habe.

Scola, am 7. November 1941 in Malgrate bei Mailand geboren, war von 1991 bis 1995 Bischof von Grosseto, anschließend Rektor der Päpstlichen Lateranuniversität. Johannes Paul II. ernannte ihn 2002 zum Patriarchen von Venedig; Benedikt XVI. machte ihn 2011 zum Erzbischof von Mailand. Im Juli 2017 nahm Franziskus den von Scola mit 75 Jahren angebotenen Rücktritt aus Altersgründen an. (tja/KNA)