Burke: Jeder kann Rücktrittsforderung an Papst stellen
Der US-amerikanische Kardinal Raymond Burke sieht eine Rücktrittsforderung gegen Papst Franziskus grundsätzlich als legitim an. "Jeder kann sie gegenüber jedem Oberhirten stellen, der sich in der Ausübung seines Amtes schwerwiegend verfehlt, aber die Fakten müssen geprüft werden", sagte Burke der italienischen Zeitung "La Repubblica" (Mittwoch). Mit Blick auf Franziskus könne er allerdings nicht sagen, ob dieser Fehler begangen habe.
Der frühere Vatikanbotschafter Erzbischof Carlo Maria Vigano hatte den Papst wegen angeblicher Versäumnisse im Umgang mit einem ranghohen homosexuellen Geistlichen zum Amtsverzicht aufgefordert. In dem am Wochenende veröffentlichten Memorandum schreibt Vigano, er habe Franziskus bereits in einem Gespräch im Juni 2013 gesagt, der damals schon pensionierte Washingtoner Erzbischof Theodore McCarrick habe "Generationen von Seminaristen und Priestern verdorben". Auch behauptet Vigano, Benedikt XVI. habe McCarrick deswegen 2009 oder 2010 mit Sanktionen belegt. Erwiesen ist das nicht. Benedikts Privatsekretär, Erzbischof Georg Gänswein, wies die Behauptung, dass der emeritierte Papst den Bericht bestätigt habe, als "Fake News" zurück.
"Versuche, die Lehre der Kirche zu relativieren"
Das elfseitige Memorandum Viganos bezeichnete Kardinal Burke als "schwerwiegend" in seiner Gesamtheit. "Ich glaube, an diesem Punkt ist eine umfassende und objektive Antwort seitens des Papstes und des Vatikan nötig." Burke nannte es zudem ein "Problem", dass manche Kirchenmänner eine "offene und verfehlte Haltung hinsichtlich der Homosexualität" verträten. Es gebe "Versuche, die Lehre der Kirche zu relativieren, nach der ein homosexueller Akt in sich schlecht ist", so der frühere Leiter des obersten vatikanischen Gerichtshofs. Gegen Franziskus habe er "nichts persönlich". Er wolle nur "die Wahrheit des Glaubens und die Klarheit in der Darlegung des Glaubens verteidigen".
Burke äußerte sich im Gespräch mit "La Repubblica" auch zu den Vorwürfen, er hätte eine übertriebene Vorliebe für feierliche Gewänder. Die sogenannte Cappa magna etwa, eine meterlange Schleppe, trage er "nicht aus Selbstverliebtheit, sondern weil sie für bestimmte Anlässe vorgeschrieben ist". Auf die Frage, ob solche Gewänder nicht veraltet seien, sagte er: "Sicherlich nicht."
Die Cappa magna ist für besonders feierliche Zeremonien vorgesehen und wird zusammen mit einem Schultermantel aus Hermelin im Winter oder purpurfarbener Seide im Sommer getragen. Papst Pius XII. (1939-1958) kürzte mit einem Erlass von 1952 die Länge der Schleppe für Kardinäle von zwölf auf sechs Meter, jene von Bischöfen von sieben auf dreieinhalb. Bei Kardinälen assistiert ein eigener Ministrant als Schleppenträger, Bischöfe wickeln sie beim Gehen um die Arme. Der Gebrauch ist selten geworden. (bod/KNA)