Franziskus äußert sich in Predigt implizit zur Causa Viganó

Papst: Mit Stille und Gebet auf Skandale reagieren

Veröffentlicht am 03.09.2018 um 13:48 Uhr – Lesedauer: 
Papst Franziskus senkt den Kopf, um ihn herum ist alles dunkel
Bild: © KNA
Papst

Vatikanstadt ‐ Zu den Vertuschungsvorwürfen und Rücktrittsforderungen gegen seine Person schwieg der Papst bislang. Seine heutige Predigt in der Casa Santa Marta kann als Erklärung dafür verstanden werden. Darin ging es auch um den Teufel.

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Nach Ansicht von Papst Franziskus muss manchen Skandalen mit Beten und Stille begegnet werden. Der einzige mögliche Weg "mit Menschen, die nur Skandale, nur Spaltung suchen" umzugehen, sei jener des Schweigens und des Gebets, sagte der Papst laut "Vatican News" am Montag bei der Frühmesse in der Casa Santa Marta im Vatikan. Die Wahrheit sei sanftmütig und wirke im Schweigen, führte Franziskus weiter aus. Auch wenn der Papst keine Namen nannte, können seine Bemerkungen als Stellungnahme zu den Vertuschungsvorwürfen und Rücktrittsforderungen gegen seine Person verstanden werden.

Der ehemalige Apostolische Nuntius in den USA, Erzbischof Carlo Maria Viganò, hatte Ende August in einem Memorandum schwere Vorwürfe gegen Papst Franziskus erhoben: Der des Missbrauchs beschuldigte Washingtoner Alt-Erzbischof Theodore McCarrick sei bereits 2009 oder 2010 von Papst Benedikt XVI. mit einer Strafe belegt worden. Franziskus habe diese 2013 wieder aufgehoben und McCarrick zu einem seiner Berater gemacht, obwohl er über die Vergehen des Erzbischofs informiert gewesen sei. Weiter forderte Viganò den Rücktritt von Franziskus, um allen Kardinälen und Bischöfen, die McCarrick gedeckt hätten, "ein gutes Beispiel" zu geben. Der Wahrheitsgehalt der Aussagen Viganòs ist umstritten, der Papst schwieg bislang zu den Vorwürfen.

Die wilden Hunde und der Teufel

Ausgangspunkt der Predigt-Überlegungen von Papst Franziskus war das Tagesevangelium (Lk 4,16-30). Darin wird einer der ersten öffentlichen Auftritte Jesu in seiner Heimatstadt Nazareth beschrieben. Dieser endet damit, dass Jesus von den Menschen abgelehnt und vertrieben wird. Die Erzählung erlaube es den Gläubigen, "über den richtigen Weg des Handelns im täglichen Leben nachzudenken, wenn es Missverständnisse gibt", so der Papst. Sie zeige zudem, wie "der Vater der Lügen", der Teufel, handle, der die Einheit einer Familie, eines Volkes zerstören wolle.

Es seien keine Menschen gewesen, sondern eine "Horde von wilden Hunden", die Jesus aus der Stadt vertrieben hätten, sagte Franziskus. "Sie haben nicht argumentiert, sie haben geschrien. Jesus war aber still." Die Würde Jesu bestehe in diesem Schweigen. "Das Gleiche sehen wir am Karfreitag: Die Menschen, die am Palmsonntag Jesus feierten und ihm gesagt hatten 'Selig bist du, Sohn Davids', sagten dann: 'Kreuzige ihn'." Sie hätten sich also verändert, der Teufel hätte die Lüge in ihre Herzen gesät, während Jesus geschwiegen habe. Doch gerade mit seinem Schweigen habe Jesus die "wilden Hunde" und den Teufel besiegen können. "Und was lernen wir dabei? Wenn einige die Wahrheit nicht sehen, dann bleibt nur das Schweigen", so Franziskus. (tmg)