Studie: US-Bürger sind viel religiöser als Westeuropäer
Erwachsene US-Bürger nehmen es mit der frommen Praxis deutlich ernster als ihre Altersgenossen in Westeuropa. Mehr als zwei Drittel halten in den USA täglich Zwiegespräch mit Gott, heißt es in einer neuen Vergleichsanalyse des Pew Research Centers. In den traditionellen christlichen Ländern Westeuropas dagegen tue dies jeder fünfte, so der Mittelwert in den 15 untersuchten Ländern.
Dabei gibt es laut der Erhebung große Gemeinsamkeiten in der Gesamtentwicklung der religiösen Gesellschaften. Auf der Basis einer Analyse von Daten aus der "US Religious Landscape Studie" und einer Umfrage unter Westeuropäern aus dem vergangenen Jahr stehen die Betgewohnheiten im krassen Widerspruch zu der nahezu deckungsgleichen Abkehr der Bevölkerung von den traditionellen Konfessionskirchen.
Die meisten Menschen auf beiden Seiten des Atlantiks geben demnach an, Christen zu sein. Gleichzeitig aber sagen große und in etwa gleich starke Bevölkerungsgruppen in den USA und in Europa, dass sie religiös nicht an eine bestimmte Konfession oder Kirche angegliedert sind. Etwa ein Viertel der erwachsenen US-Bevölkerung bezeichnet sich als nicht religiös gebunden ("Nones"), was sich mit dem Befund in Deutschland, Großbritannien und anderen westeuropäischen Ländern deckt.
Unterschiede beim Beten
Doch wenn es um das Beten geht, werden Unterschiede offenbar. In Großbritannien sind laut der Pew-Studie betende Menschen inzwischen eine seltene Minderheit (6 Prozent), in Deutschland mit 9 Prozent ebenso. Ein Ausreißer nach oben sind hier allein die Niederlande (38 Prozent), wohl dank ihrer überwiegend protestantischen Gläubigen.
Gerade die "US-Nones" haben laut Umfrage zwar ihre Kirchenanbindung gekappt, nicht aber ihren Glauben an Gott. Deutlich mehr als ein Viertel der Agnostiker und religiös nicht gebundenen Menschen in den USA sagten, es gebe einen Gott. Bei der vergleichbaren und ähnlich großen Gruppe in Westeuropa dagegen ist der Gottesglaube mit nur einem Prozent gerade noch messbar.
Tatsächlich sind konfessionslose und kirchenferne Menschen in den USA mitunter religiöser als Christen in westeuropäischen Ländern. Jeder fünfte unter ihnen betet sogar täglich. (KNA)