Lisi Maier zum Missbrauchsskandal in der katholischen Kirche

BDKJ-Chefin: "Männerbünde" in der Kirche aufbrechen

Veröffentlicht am 14.09.2018 um 09:55 Uhr – Lesedauer: 
Missbrauch

Berlin ‐ In der Kirche gebe es Karrierenetzwerke, die die Aufklärung von sexuellem Missbrauch verhindern, sagt die Bundesvorsitzende des BDKJ, Lisi Maier. Doch das ist noch nicht alles.

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Die Vorsitzende des Bundes der Deutschen Katholischen Jugend (BDKJ), Lisi Maier, macht "Männerbünde" innerhalb der katholischen Kirche für fehlende Aufklärung von sexuellem Missbrauch verantwortlich. "Das sind etwa Karrierenetzwerke, bei denen sich die Teilnehmer gegenseitig unterstützen. Diese Netzwerke verhindern Aufklärung, also muss man sie aufbrechen", sagte Maier der "Welt" (Freitagsausgabe). Außerdem forderte sie, die "größere Macht der Geistlichen in der Kirche im Vergleich zu den Laien" zurückzudrängen.

Angesichts der jüngsten Zahlen zum sexuellen Missbrauch durch katholische Kirchenvertreter in Deutschland äußerte Maier Verständnis für einen Vertrauensverlust in die Kirche. "Es ist nur verständlich, dass Eltern, aber auch Kinder und Jugendliche selbst, das Vertrauen in die Kirche verlieren", sagte sie. Als Jugendverband versuche man daher ein anderes Verständnis im Miteinander zu schaffen. "Dabei setzen wir auf demokratische Strukturen, Transparenz und flachere Hierarchien", so Maier. Außerdem wolle man durch gute Präventionskonzepte Vertrauen schaffen.

Umgang mit Sexualität in der Priesterausbildung

Kritisch sieht die BDKJ-Vorsitzende den Umgang mit dem Thema Sexualität in der Priesterausbildung. "Man muss sich stärker mit dem Thema Sexualität, auch mit der kirchlichen Sexualmoral auseinandersetzen. Derzeit wird Sexualität tabuisiert und totgeschwiegen." Hier seien Veränderungen notwendig.

Als "wichtigen Schritt" bewertet Maier, dass Papst Franziskus die Leiter aller Bischofskonferenzen weltweit für Februar in den Vatikan einberufen hat, um über Missbrauch und Kinderschutz in der Kirche zu sprechen. "Nach den Veröffentlichungen in den USA, Irland, Australien und jetzt auch Deutschland wird deutlich, dass weltweit strukturelle Veränderungen passieren müssen." Aufklärung dürfe sich daher nicht darin erschöpfen, diese Berichte zu veröffentlichen. Diejenigen die die Verantwortung für diese Fälle und die Vertuschung trügen, müssten nun auch die Verantwortung übernehmen.

Der BDKJ ist der Dachverband von 17 katholischen Jugendverbänden und hat eigenen Angaben zufolge rund 660.000 Mitglieder. Lisi Maier ist neben ihrer Position beim BDKJ unter anderem im Vorstand des Deutschen Bundesjugendrings und des Deutschen Frauenrates. (bod/KNA)