Franziskus erinnert auf Sizilien an Ermordung von Anti-Mafia-Priester

Papst an Mafiosi: Euer Leben ist Gotteslästerung

Veröffentlicht am 15.09.2018 um 13:11 Uhr – Lesedauer: 
Italien

Palermo ‐ "Wer Mafioso ist, lebt nicht als Christ, denn mit seinem Leben lästert er Gott": Mit scharfen Worten hat der Papst auf Sizilien die Mafia kritisiert und ihre Mitglieder zur Umkehr aufgerufen.

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Bei seiner Tagesreise nach Sizilien hat Papst Franziskus die Mafia scharf kritisiert und ihre Mitglieder zur Umkehr aufgerufen. "Wer Mafioso ist, lebt nicht als Christ, denn mit seinem Leben lästert er Gott", sagte er bei einer Messe zu Ehren des Anti-Mafia-Priesters Pino Puglisi am Samstag in Palermo. "Den Mafiosi sage ich: Ändert euch, Brüder und Schwestern! Bekehrt euch zum wahren Gott. Sonst werdet ihr euer eigenes Leben verlieren und eure schlimmste Niederlage erleiden", so Franziskus in seiner mehrfach von Applaus unterbrochenen Predigt.

Es brauche "Männer und Frauen der Liebe, nicht der Ehre; des Dienens, nicht der Überwältigung", so der Papst in Anspielung auf Maßstäbe der "Cosa Nostra". Das Wort "Hass" müsse aus der Sprache der Christen gestrichen werden, es gehe um Vergebung, nicht Rache, forderte er vor etlichen zehntausend Teilnehmern auf dem Foro Italico in der sizilianischen Hauptstadt. Auf den Tag genau vor 25 Jahren war in Palermo der Priester Giuseppe "Pino" Puglisi von zwei Mafiosi erschossen worden. Er hatte sich für Jugendliche eingesetzt, die er den Fängen der Bosse entziehen wollte, sowie Verbrechen und Korruption offen kritisiert. Die Kirche sprach ihn vor fünf Jahren selig.

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Jesus habe gewarnt, wer sein eigenes Leben retten wolle, werde es verlieren, so der Papst mit Bezug auf das Evangelium. Daher sollten sich die Gläubigen wie Don Puglisi in den Dienst des Nächsten stellen. Geld, Macht, Besitz und vermeintliche Ehre machten süchtig und das Herz leer, so Franziskus. Am Ende könne man ohnehin nichts mitnehmen. Es gelte zu wählen: "Liebe oder Egoismus". Als Don Puglisi ermordet wurde, so der Papst, sei er mit einem Lächeln auf dem Gesicht gestorben. Das habe seinem Mörder, wie dieser später gestand, den Schlaf geraubt. Es brauche viele solcher Priester und Laienchristen mit einem solchen Lächeln. Nicht, weil sie das Leben auf die leichte Schulter nähmen, sondern weil sie von Gottes Freude erfüllt seien, so Franziskus. Puglisis Motto sei gewesen: "Wenn jeder etwas tut, kann man viel erreichen." Daher solle der Christ nicht fragen, was andere – der Staat, die Kirche – für ihn tun könnten, sondern umgekehrt. "Fang du an!", so Franziskus. "Fragen wir uns: Was kann ich tun?"

Palermo ist die zweite Station seines Sizilien-Besuchs. Am Morgen hatte er die kleine Gemeinde Piazza Armerina besucht und die Menschen dort aufgefordert, sich um Wunden der sizilianischen Gesellschaft zu kümmern: Arbeitslosigkeit, Sucht, Ausbeutung, Migration. Nach der Messe in Palermo isst der Papst in einem Sozialzentrum zu Mittag. Nachmittags spricht er zu Priestern und Ordensleuten, anschließend zu Jugendlichen. Am Abend fliegt er nach Rom zurück. (KNA)