DBK-Vorsitzender über die Ergebnisse der Missbrauchsstudie

Marx "erschüttert und beschämt" über Missbrauch

Veröffentlicht am 16.09.2018 um 12:41 Uhr – Lesedauer: 
Kardinal Reinhard Marx im Porträt
Bild: © KNA
Missbrauch

Vallendar ‐ Kardinal Reinhard Marx hat sich erstmals zu den Ergebnissen der Studie über Missbrauch in der Kirche geäußert. Dabei zeigte sich der Vorsitzende der Bischofskonferenz "tief bedrückt, erschüttert und beschämt".

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Der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Kardinal Reinhard Marx, hat sich erstmals öffentlich zu den ersten Ergebnissen der Studie über Missbrauch in der katholischen Kirche geäußert. "Die Kirche geht durch Höhen und Tiefen. Gerade in diesen Tagen denken wir an die dunklen Seiten dessen, was in der Kirche geschehen ist und geschieht. Tief bedrückt, erschüttert und beschämt sind wir von der Realität sexuellen Missbrauchs Minderjähriger in der katholischen Kirche", sagte Marx am Sonntag bei einem Gottesdienst vor mehreren hundert Gläubigen im rheinland-pfälzischen Vallendar.

Marx fordert "neuen Aufbruch" in der Kirche

Der Münchner Erzbischof betonte, dass die Kirche an der Seite der Betroffenen stehe. "Das ist unsere bleibende Verpflichtung. Es ist noch immer erschütternd, was Kindern und Jugendlichen, die sich Priestern anvertraut haben, durch dieses unvorstellbare Leid widerfahren ist", so Marx, der gegenüber den Betroffenen und Gott "einen neuen Aufbruch" in der Kirche forderte.

Am Mittwoch waren erste Ergebnisse der von externen Wissenschaftlern durchgeführten Studie bekanntgeworden. Demnach gab es in den vergangenen Jahrzehnten in Deutschland 3.677 Betroffene sexueller Übergriffe von mindestens 1.670 Priestern. Bei den zwischen 1946 und 2014 erfassten Betroffenen handelte es sich überwiegend um männliche Minderjährige; mehr als die Hälfte war zum Tatzeitpunkt jünger als 14 Jahre. Die komplette, mehrere hundert Seiten umfassende Auswertung wollen die deutschen Bischöfe am 25. September bei ihrer Vollversammlung in Fulda vorlegen.

"In den Betroffenen schaut Gott uns an"

Marx kündigte eine intensive Beratung der Studie durch die Bischöfe in Fulda an. Es gehe darum, den Blick noch einmal zu schärfen. "In den Betroffenen schaut Gott uns an, er leidet wie die Opfer unter dem, was Priester – Männer, die Gott folgen wollten – Minderjährigen angetan haben", sagte der Kardinal. Gott leide an dem, "was wir übersehen, wo wir weggeschaut haben, was wir nicht wahrhaben wollten".

Mit dem Gottesdienst in Vallendar erinnerte Marx an den 50. Todestag des Gründers der Schönstatt-Bewegung, Pater Josef Kentenich (1885-1968). Dieser sei wach für seine Zeit gewesen und habe Ausschau nach dem Neuen gehalten. "Das muss auch unser Auftrag heute sein, die Zeichen der Zeit zu erkennen und den Blick auf das Neue zu wagen", betonte Marx, der Schönstatt, einen Stadtteil von Vallendar bei Koblenz, als inspirierenden und ermutigenden Ort bezeichnete, an dem man hören könne, was der Geist zu sagen habe. "Der Geist ist immer am Werk, wir müssen nur aufmerksam sein für ihn und hören auf das, was er uns in dieser Zeit sagt. Dazu brauchen wir Mut, neue Wege zu gehen", so der Erzbischof. (stz)

Themenseite: Missbrauch

Der Missbrauchsskandal erschütterte die katholische Kirche in ihren Grundfesten. Seit 2010 die ersten Fälle bekannt wurden, bemüht sich die Kirche um Aufarbeitung der Geschehnisse. Katholisch.de dokumentiert die wichtigsten Etappen.