Zölibat und Ämter Thema bei Amazonassynode

Brasilianischer Kardinal: Brauchen eine andere Form des Klerus

Veröffentlicht am 19.09.2018 um 15:03 Uhr – Lesedauer: 

Berlin ‐ 38 Diözesen liegen im Amazonasgebiet – die indigenen Völker sind bedroht durch Ausbeutung und Assimilationsdruck. Der brasilianische Kardinal Cláudio Hummes ist überzeugt: Dort braucht es eine neue, eine "indigene Kirche".

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Der brasilianische Kardinal Cláudio Hummes erwartet bei der Amazonassynode auch Diskussionen über kirchliche Ämter und den Zölibat. In einem Interview mit der Deutschen Welle betonte der emeritierte Kurienkardinal, dass bei dem für den Herbst 2019 geplanten Bischofstreffen die Frage nach einer indigenen Kirche für den Amazonasraum im Mittelpunkt stehe. Ziel sei eine Kirche, "die wirklich inkarniert, 'eingefleischt' ist und auf die Zeichen der Zeit hört", so Hummes.

Für eine derartige Kirche brauche es "eine andere Form des Klerus" und neue Modelle kirchlicher Begleitung und geweihter Ämter. Europäische Themen und Sichtweisen sollen dabei nicht im Zentrum stehen. Mit Blick auf die Weltkirche müsse die indigene Kirche eine "Gemeinschaft in Vielfalt" bilden.

Natur und Schöpfung gehören existenziell zur Kirche

Hummes verwies dabei auch auf die Umweltenzyklika "Laudato si" von Papst Franziskus, nach der die Natur und Bewahrung der Schöpfung "existenziell zu dieser Kirche" gehören. Die Situation der indigenen Bevölkerung in den 38 Diözesen des Amazonasraums sei geprägt von großer Armut und Assimilationsdruck durch die westliche Bevölkerung und wirtschaftliche Interessen: "Wir ignorieren und zerstören ihre Träume. Sie verlieren ihre Kultur. Sie sind nicht Subjekte ihrer eigenen Geschichte, wir Weiße machen sie zu Objekten."

Der 84-jährige Kardinal war bis 2010 Präfekt der vatikanischen Kongregation für den Klerus. Der Franziskaner ist seit 2015 Vorsitzender des Panamazonischen Kirchennetzwerks REPAM, in dem sich kirchliche Akteure zusammengeschlossen haben, die im Amazonasgebiet wirken und sich als Anwalt der von Vertreibung bedrohten indigenen Völker sehen. Aus Deutschland sind die Hilfswerke Misereor und Adveniat Mitglied von REPAM.

Hummes war anlässlich der Vorstellung eines Berichts von REPAM über die Menschenrechtsverletzungen im Amazonasgebiet in Berlin. "Hier suchen wir nach Antworten auf die globale Klima- und Umweltkrise, die auf dem Weltklimagipfel in Paris genauso unmissverständlich festgestellt wurde wie in der Enzyklika Laudato si' von Papst Franziskus", sagte der Kardinal laut Misereor.

Papst Franziskus hat für den Herbst 2019 eine Synode unter dem Titel "Amazonien – neue Wege für die Kirche und eine ganzheitliche Ökologie" einberufen, die sich mit der Situation der dortigen Kirche befasst. Das Gebiet Amazonien entspricht etwa dem Einzugsgebiet des Amazonas-Flusses in den Staaten Brasilien, Peru, Venezuela, Bolivien und Kolumbien. Es bedeckt fast die gesamte nördliche Hälfte Südamerikas und gilt als eines der wichtigsten Ökosysteme der Welt. (fxn)