Hilfswerk Renovabis feiert Geburtstag mit einem Kongress

Seit 25 Jahren engagiert für Osteuropa

Veröffentlicht am 26.09.2018 um 00:01 Uhr – Lesedauer: 

Berlin ‐ Renovabis ist das jüngste der kirchlichen Hilfswerke in Deutschland – und kann bereits nach 25 Jahren eine eindrucksvolle Bilanz vorweisen. Bei der Geburtstagsfeier des Osteuropa-Hilfswerks in Berlin geht es um ein aktuelles Thema.

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"Erinnerung und Aufbruch – Wege zur Versöhnung in Europa": Unter diesem Leitwort findet an diesem Mittwoch und Donnerstag der 22. Internationale Renovabis-Kongress in Berlin statt. Rund 200 Teilnehmer aus 26 Ländern wollen dabei vor dem Hintergrund der europäischen Geschichte und Gegenwart diskutieren, wie Verständigung und Miteinander auf dem im 20. Jahrhundert lange geteilten Kontinent gelingen können und welche Voraussetzungen dafür notwendig sind.

Erinnerung und Aufbruch – dieses Leitwort könnte 2018 auch über Renovabis selbst stehen. Schließlich kann das jüngste der sechs weltkirchlichen Hilfswerke in Deutschland in diesem Jahr auf eine 25-jährige Geschichte zurückblicken. Gefeiert wird das Jubiläum der "Solidaritätsaktion der deutschen Katholiken mit den Menschen in Mittel- und Osteuropa" am Freitag ebenfalls in Berlin mit einem Festakt; Hauptredner ist Bundestagspräsident Wolfgang Schäuble.

Kirchliche Antwort auf die Wende in Ost- und Mitteleuropa

Gegründet wurde Renovabis am 3. März 1993 von der Deutschen Bischofskonferenz. Rund vier Jahre nach dem Fall des Eisernen Vorhangs wollten die Bischöfe damit – auf Anregung des Zentralkomitees der deutschen Katholiken (ZdK) – eine Antwort auf die politische und gesellschaftliche Wende in Ost- und Mitteleuropa geben. Der Leitgedanke hinter dem Hilfswerk kam dabei schon in seinem Namen zum Ausdruck: Renovabis kommt aus dem Lateinischen und heißt übersetzt "Du wirst erneuern". Entnommen ist der Name Psalm 104: "Emitte Spiritum tuum, et creabuntur, et renovabis faciem terrae" ("Sendest du deinen Geist aus, so werden sie alle erschaffen, und du erneuerst das Antlitz der Erde.").

Linktipp

Weitere Informationen zu Renovabis und dem Internationalen Renovabis-Kongress in Berlin finden Sie auf der Internetseite des Hilfswerks.

Jahrzehnte kommunistischer Herrschaft hatten vor allem den Christen in Osteuropa zugesetzt. Im staatlich verordneten Atheismus in den Ländern des Warschauer Pakts konnten sie ihren Glauben oft gar nicht oder nur eingeschränkt praktizieren. In der Tschechoslowakei gab es sogar eine regelrechte Kirchenverfolgung, die Priester und Bischöfe in den Untergrund drängte.

Über diskrete Kanäle hatten die Katholiken im Westen ihren drangsalierten Glaubensgeschwistern schon zu Zeiten des Ost-West-Konflikts Unterstützung zukommen lassen, etwa über die Ackermann-Gemeinde oder den Europäischen Hilfsfonds der Bischofskonferenzen Deutschlands und Österreichs in Wien. Auch nach der Ausrufung des Kriegsrechts in Polen im Jahr 1981 konnten sich die dortigen Gewerkschafter auf die Solidarität ihrer westlichen Nachbarn verlassen.

Nach 1989 sahen Katholiken wie der damalige ZdK-Generalsekretär Friedrich Kronenberg die Zeit reif, diesem Engagement eine neue, offizielle Form zu geben. In der Bischofskonferenz gab es zwar zunächst Vorbehalte gegen ein weiteres Hilfswerk. Doch Kronenbergs Argument, dass Solidarität unteilbar sei, setzte sich letztlich durch. Dabei wusste er auch den Kölner Kardinal Joachim Meisner an seiner Seite, der als Kind mit seiner Familie nach Kriegsende aus dem schlesischen Breslau vertrieben wurde und danach in Thüringen lebte.

Der emeritierte Weihbischof von Trier, Leo Schwarz, im Porträt.
Bild: ©KNA

War in den ersten Jahren federführend bei Renovabis beteiligt: Der inzwischen emeritierte Trierer Weihbischof Leo Schwarz.

Die Geschäftsstelle von Renovabis befand sich zunächst in einem Kloster in Trier, auch weil der dortige Weihbischof Leo Schwarz federführend die ersten Schritte des Hilfswerks begleitete. Doch im Herbst 1993 holte der Münchner Kardinal Friedrich Wetter Renovabis auf den Freisinger Domberg, wo es mehr Platz bekam und seither seinen Sitz hat.

700 Millionen Euro für 23.000 Projekte

Säulen der Arbeit von Renovabis sind kirchlich-pastorale Projekte, soziale Aufgaben, und Bildungsprojekte in 29 Ländern. Beeindruckend: Seit seiner Gründung half das Hilfswerk in den Staaten Mittel- und Osteuropas bei der Verwirklichung von rund 23.000 Projekten mit einem Gesamtvolumen von gut 700 Millionen Euro. Wichtiges Kriterium der Projektförderung ist das "Partnerprinzip". Das heißt: Renovabis wird dort tätig, wo Partner um Unterstützung konkreter Projekte bitten.

Bei der Aufgabe, Projekte der Partner in Mittel- und Osteuropa zu fördern, orientiert Renovabis sich an weltkirchlichen Grundsätzen der Evangelisierung und der katholischen Soziallehre. Zentral ist dabei der partnerschaftliche Ansatz: Renovabis versteht sich als Solidaritätsaktion mit den Menschen im Osten, nicht nur für diese. Das Hilfswerk vermittelt Partnerschaften und will darauf hinwirken, "dass Menschen in Ost und West voneinander lernen, miteinander glauben und so eine vertrauensvolle Nachbarschaft entsteht". Ein Ziel, dass auch nach 25 Jahren nichts von seiner Aktualität verloren hat. (mit Material von KNA)

Von Steffen Zimmermann