Voderholzer zu Missbrauch: Der Bischof selbst muss Betroffene anhören
Der Regensburger Bischof Rudolf Voderholzer steht Missbrauchsopfern weiter für persönliche Gespräche zur Verfügung. "Ich habe seit meinem Amtsantritt bei zahlreichen derartigen Begegnungen die Erfahrung gemacht, dass es für die Betroffenen hilfreich und heilsam ist, wenn der Bischof als oberster Repräsentant der Ortskirche das Opfer anhört, sich das Leid schildern lässt, Anteil nimmt und um Vergebung bittet", schreibt der Bischof in einem am Wochenende veröffentlichten Hirtenbrief. Als erste Konsequenz aus der Missbrauchsstudie der Deutschen Bischofskonferenz gelte es, die Sorge um jeden einzelnen zu intensivieren, der Opfer geworden sei.
"Wenn Boten Gottes und Diener der Kirche Kinder und Jugendliche missbrauchen, ist dies besonders schlimm, weil zu den körperlichen und seelischen Qualen auch noch die religiöse Dimension hinzukommt und die Betroffenen oft ein Leben lang mit Gott hadern oder gar an ihm und seiner Kirche verzweifeln", heißt es in dem Brief.
"Präventions-TÜV"
Zur Verbesserung der Vorbeugung solcher Straftaten plädiert der Bischof für einen "Präventions-TÜV" durch eine externe Zertifizierungsstelle. Diese sollte regelmäßig alle entsprechenden Maßnahmen eines Bistums prüfen und könnte bei Johannes-Wilhelm Rörig, dem Beauftragten der Bundesregierung für Missbrauch an Minderjährigen, angesiedelt sein. Voderholzer schreibt, mit diesem Vorschlag sei er bei Rörig auf offene Ohren gestoßen. Abschließend bittet der Bischof alle Adressaten seines Hirtenbriefes, bei der Entwicklung einer Kultur der Achtsamkeit in der Kirche mitzuhelfen.
Die Bischöfe hatten in der vergangenen Woche auf ihrer Vollversammlung in Fulda eine von ihnen in Auftrag gegebene Missbrauchs-Studie vorgestellt. In den kirchlichen Akten der Jahre 1946 bis 2014 hatte das Forscherteam Hinweise auf 3.677 Betroffene sexueller Übergriffe und auf rund 1.670 beschuldigte Priester, Diakone und Ordensleute gefunden. Die Experten gehen zudem von weiteren Fällen aus, die nicht in den Akten erfasst sind.
Mit einem 7-Punkte-Plan wollen die Bischöfe die Aufarbeitung voranbringen. Dieser sieht unter anderem die Einbeziehung von Betroffenen und von externen Fachleuten bei der Aufarbeitung vor. Zudem sollen die kirchlichen Personalakten standardisiert werden. Die bislang erfolgten Anerkennungsleistungen an Missbrauchsopfer müssten überprüft werden. (tmg/KNA)