150.000 Menschen bestaunen den illuminierten Dom
Der Kölner Kardinal Rainer Maria Woelki hat zu mehr Einigkeit in Europa aufgerufen. Europa gehöre zusammen und könne nur solidarisch die großen Herausforderungen bestehen, darunter Migration und Integration, Ungerechtigkeiten sowie Krieg und Frieden an den Außengrenzen, sagte der Erzbischof am Sonntag bei einem Gottesdienst im Kölner Dom zum Abschluss der diesjährigen Domwallfahrt. Sie stand unter dem Motto "Dona nobis pacem" (Gib uns Frieden).
Europa habe heute das Glück, ohne Krieg zu leben, sagte der Kardinal. Dieses "Geschenk" dürfe man unter keinen Umständen gefährden. Angesichts der Aufrüstung brauche es eine "neue Generation von Menschen", die für eine "Kultur des Lebens, Friedens und des Miteinanders stehen". "Nur wenn wir endlich damit aufhören, auf Kosten anderer - insbesondere der Armen - zu leben, werden wir in Europa und darüber hinaus Frieden und Gerechtigkeit, Wohlstand und Teilhabe wahren und sichern können", führte Woelki aus. Das meine "Dona nobis pacem".
Höhepunkt des Programms der fünftägigen Wallfahrt waren abendliche Illuminationen am Dom, mit der die Kathedrale als "Leuchtturm des Friedens" präsentiert wurde. Die Bewegtbild-Schau der Medienkünstler Detlef Hartung und Georg Trenz sahen laut Domkapitel rund 150.000 Menschen. "Damit sind unsere Erwartungen weit übertroffen worden", sagte Dompropst Gerd Bachner.
"Hurra" und "Blitzkrieg"
Rund zwei Dutzend Hochleistungsprojektoren strahlten die Südfassade des Doms an - etwa mit damaligen kriegsverherrlichenden Wörtern wie "Hurra" oder "Blitzsieg" sowie Gegenbegriffen wie "Dona nobis pacem" (Gib uns Frieden), "Entrüstet euch", "Nie wieder", "Toleranz", "Respekt" oder "Zivilcourage". Dabei erklangen Auszüge aus dem Requiem Nr. 1 in c-Moll von Luigi Cherubini und das "Dona nobis pacem" aus der h-Moll-Messe von Johann Sebastian Bach. Die Aktion erinnerte an den Ersten Weltkrieg, der vor 100 Jahren zu Ende ging.
Nach den Worten Bachners richtete sich die Lichtinstallation auch gegen einen zunehmenden Rechtspopulismus. "Köln steht gegen Hass", so der Geistliche. Und: "Köln - und auch Deutschland - steht für Frieden". Vor drei Jahren sei aus Protest gegen extremistische und rechtspopulistische Strömungen das Licht am Dom ausgeschaltet worden. Nun habe die Kathedrale als ein "Leuchtturm des Friedens" gestrahlt.
Auch in Aachen gab es großen Besucherandrang: Die Festwoche "40 Jahre Welterbe Aachener Dom" besuchten rund 73.000 Menschen, wie das Domkapitel zum Abschluss am Sonntag mitteilte. Dompropst Manfred von Holtum zeigte sich erfreut über eine gelungene Mischung aus Gottesdiensten, Konzerten und kulturellen Veranstaltungen. Kultur und Religion gehörten zusammen, sagte er beim Abschlussgottesdienst in der Kathedrale. "Christsein ist Kultur."
Auf dem Programm standen Vorträge, Wallfahrten, Domführungen, ein Poetry Slam, Musik und als besonderer Höhepunkt eine Lichtinstallation, die an den neun Abenden für jeweils 15 Minuten die Kathedrale besonders hervorhoben. Die täglich vergebenen 4.000 Einlasskarten waren schon Tage vorher ausverkauft, wie es hieß. Für das Arrangement "Der Dom leuchtet" setzten der Aachener Lichtdesigner Christoph Hillen und der Lichttechniker Leif Kobbelt 14 Hochleistungsprojektoren ein.
500 Sternsinger umarmen den Dom
Während der Woche führte das Aachener Theater zwei Mal im Dom die Geistliche Oper "Il Trionfo del Tempo e del Disinganno" von Georg Friedrich Händel (1685-1759) auf. "Erben ist Glücksache" waren zwei satirische Abende mit Wendelin Haverkamp überschrieben. Zum Abschluss der Feierlichkeiten umarmten rund 500 Sternsinger den Dom, um so eine ganz besondere Beziehung zu dem Gotteshaus zu symbolisieren.
Der Aachener Dom wurde als erstes deutsches Denkmal am 8. September 1978 von der Unesco in die Weltkulturerbeliste aufgenommen. Karl der Große (742-814) hatte um 800 in Aachen seine zentrale Residenz mit der Marienkirche, dem Kernbau des heutigen Aachener Doms, gebaut. Im 15. Jahrhundert wurde der Zentralbau durch einen gotischen Hochchor architektonisch aufgebrochen, der zum 600. Todestag Karls des Großen am 28. Januar 1414 geweiht wurde. (tmg/KNA)