Peter Beer will "Männerbünde" in Kirche aufbrechen

Münchner Generalvikar: Frauen mehr in Priesterausbildung einbeziehen

Veröffentlicht am 01.10.2018 um 16:18 Uhr – Lesedauer: 

München ‐ Mehr Macht für Frauen in der Kirche und weniger "Männerbünde" wünscht sich der Münchner Generalvikar Peter Beer. Gerade auch in der Priesterausbildung müssten Frauen eine viel größere Rolle spielen.

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Der Münchner Generalvikar Peter Beer will "Männerbünde" in der katholischen Kirche stärker aufbrechen. Dazu sei es wichtig, noch mehr Frauen in Führungspositionen zu bringen und ihren Anteil in Gremien zu erhöhen, sagte Beer in einem am Montag auf der Homepage des Erzbistums München und Freising veröffentlichten Interview. Schon bei der Priesterausbildung müssten verstärkt Frauen einbezogen werden.

Mit Blick auf die Priesterausbildung sagte der Stellvertreter von Erzbischof Reinhard Marx, es sei zu hinterfragen, "ob es wirklich ein entscheidender Beitrag zur Persönlichkeitsentwicklung ist, wenn ein paar Seminaristen in einem viel zu großen Haus leben und dort auch noch ohne wesentliches eigenes Zutun vollversorgt werden".

Kritisch äußerte sich Beer auch zum Klerikalismus. Diesen gebe es auch in seinem Erzbistum, wenn ein geistliches Amt dazu diene, sich weltliche Vorteile in Sachen Macht oder Finanzen zu verschaffen oder "wo kirchliches und geistliches Leben als Bühne dazu dienen, sich als Amts- und Funktionsträger persönlich in den Mittelpunkt zu stellen, sich alleinig für bedeutend und unersetzlich zu halten". Dies könne aber nicht mit Vorschriften bekämpft werden, sondern nur durch die eigene Haltung.

Zölibat darf nicht Flucht vor der eigenen Sexualität sein

Zum Zölibat sagte der Generalvikar, er halte eine Entkoppelung der verpflichtenden Ehelosigkeit vom Priesteramt nicht zwangsläufig für nötig. Es müsse jedoch in Ausbildung und Begleitung sichergestellt werden, dass der Zölibat nicht nur eine Flucht vor der eigenen Sexualität oder Welt sei und dass er nicht nur als Verlust an Leben erlebt werde, den man durch Macht und Geld kompensieren müsse. Außerdem dürfe die Lebensform einen nicht über andere erheben, so Beer. "Sollte es nicht möglich sein, solche negativen Ausprägungen von zölibatärem Leben weitgehend zu vermeiden, dann sollte man es aber wirklich sein lassen."

Beer wünscht sich in der Kirche eine größere Aufrichtigkeit in der Sexualmoral. "Wenn mehr oder weniger alle wissen, dass bestimmte Regeln und Vorschriften so gut wie gar nicht eingehalten werden, aber dennoch so getan wird, als würden sie selbstverständlich beachtet, dann ist das ein Ärgernis, eine nahezu unerträgliche Heuchelei". Natürlich könnten weltkirchliche Vorgaben nicht so einfach über Bord geworfen werden, "aber wir können bei deren praktischer Umsetzung pastorale, arbeitsrechtlich Spielräume definieren, begründen und klar kommunizieren".

Auch zum Thema Homosexualität in der Kirche äußerte sich Beer: "Es gibt schwule Geistliche genauso wie schwule Mitarbeiter und lesbische Mitarbeiterinnen in allen Bereichen kirchlichen Handelns." Diese Tatsache gelte es anzuerkennen. Sie leisteten wie alle anderen nicht homosexuelle Mitglieder "unserer Dienstgemeinschaft" einen wichtigen Dienst und gute Arbeit.

Ein Aufbrechen von "Männerbünden" in der Kirche hatte kürzlich auch die Vorsitzende des Bundes der Deutschen Katholischen Jugend (BDKJ), Lisi Maier, gefordert. Die Bünde seien für eine fehlende Aufklärung von sexuellem Missbrauch mitverantwortlich. "Das sind etwa Karrierenetzwerke, bei denen sich die Teilnehmer gegenseitig unterstützen. Diese Netzwerke verhindern Aufklärung, also muss man sie aufbrechen", sagte Maier. Außerdem forderte sie, die "größere Macht der Geistlichen in der Kirche im Vergleich zu den Laien" zurückzudrängen. (tmg/KNA)