Spanien: Bischöfe lassen Franco-Grab in Kathedrale zu
Die spanischen Bischöfe stellen sich nicht gegen eine Umbettung des Leichnams von Diktator Francisco Franco (1892-1975) in die Kathedrale von Madrid. Sie könnten "einem Christen sein Grab nicht verweigern, an einem Ort in der Kirche, der daraus ausgerichtet ist", sagte der Generalsekretär der Spanischen Bischofskonferenz, José María Gil Tamayo, nach Berichten der Zeitung "ABC" am Mittwoch. Er erinnerte daran, dass die Familie des "Caudillo" zwei leere Grabstellen in der Krypta der Almudena-Kathedrale besitze und damit berechtigt sei, Franco dort zu bestatten. Seine Tochter Carmen Franco y Polo ist ebenfalls in der Kathedrale beigesetzt.
Bereits zuvor hatte der Madrider Kardinal Carlos Osoro angekündigt, sich einer möglichen Bestattung Francos in seiner Bischofskirche nicht widersetzen zu wollen. "Ich kann mich dem Anrecht seiner Familie nicht entgegenstellen", sagte Osoro.
Die Angehörigen Francos hatten kürzlich angekündigt, die Gebeine des ehemaligen Diktators in die Gruft der Hauptstadt-Kathedrale verlegen zu wollen – allerdings nur, falls es ihnen nicht gelingen sollte, die geplante Exhumierung in der Gedenkstätte "Valle de los Caídos" zu verhindern. Osoro rief die Politik und die Familie Francos dazu auf, eine für alle akzeptable Lösung zu finden.
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Ende August hatte die sozialistische Regierung ein Dekret auf den Weg gebracht, mit dem die juristischen Voraussetzungen für eine Umbettung geschaffen werden sollten. Der spanische Kongress stimmte Mitte September zu. Die Franco-Nachfahren halten das Vorgehen indes für "verfassungswidrig" und kündigten Widerstand an. Für den Fall einer erneuten Beerdigung fordern sie eine feierliche Zeremonie mit militärischen Ehren und verweisen auf eine entsprechende Regelung für verstorbene Staatsoberhäupter.
41 Prozent der Spanier für Exhumierung
In Spanien wird seit Monaten heftig über die Umbettungspläne gestritten, die nach dem Willen der Regierung noch in diesem Jahr in die Tat umgesetzt werden sollen. Laut einer Umfrage der Zeitung "El Mundo" befürworten 41 Prozent der Spanier die vorgesehene Exhumierung; 39 Prozent sind dagegen. Zahlreiche rechtliche Hürden erschwerten bislang eine Verlegung des Grabes, das sich im "Tal der Gefallenen" in der Sierra de Guadarrama befindet.
Die Gedenkstätte, zu der auch die architektonisch eindrucksvolle Basilika mit Francos Grab gehört, ließ der Diktator noch zu Lebzeiten errichten. Er veranlasste den Bau des Monuments, um die "für Gott und Spanien" Gefallenen des Bürgerkriegs (1936-1939) beerdigen und ehren zu können.
In einer Gruft befinden sich die Gebeine Zehntausender Soldaten. Viele von ihnen wurden anonym bestattet. Doch längst nicht alle waren Franco-Anhänger. Unter den Toten sind auch Tausende republikanische Kriegsopfer. Viele ihrer Hinterbliebenen empfinden dies bis heute als Demütigung. (rom/KNA)