Asia Bibis Familie erwartet Freispruch
Die Familie der wegen Blasphemie zum Tode verurteilten pakistanischen Christin Asia Bibi erwartet einen Freispruch im Berufungsverfahren. Auch wenn ein endgültiges Urteil noch ausstehe, seien sie zuversichtlich, dass der Prozess zugunsten Bibis ausfallen werde, teilte die Familie am Mittwoch über einen Sprecher dem katholischen Hilfswerk "Kirche in Not" mit. Überraschend hatte das Oberste Gericht am Montag eine Anhörung angesetzt. Die endgültige Entscheidung wurde vertagt, ein Urteil soll aber noch diesen Monat fallen. Bibis Familie hält sich zurzeit auf Einladung von "Kirche in Not" in Großbritannien auf.
Asia Bibi war 2009 als erste katholische Frau wegen Blasphemie angeklagt und zum Tode verurteilt worden. Seit dem ersten Urteil im Jahr 2010 und den folgenden Berufungsverfahren setzen sich internationale Hilfsorganisationen für ihre Freilassung ein. Der Präsident von Missio Aachen, Klaus Krämer, sieht in der Anhörung ein gutes Zeichen und hofft ebenfalls auf ein baldiges Urteil. Einschränkend wies er darauf hin, dass die Berufungsverfahren bereits mehrfach verschleppt worden seien. Dies sei aus Angst der Richter vor islamistischen Aufständen geschehen, erklärte Krämer am Dienstag.
Seit neun Jahren im Gefängnis
Im Juni 2009 hatte Asia Bibi für sich und andere Arbeiterinnen auf einem Feld Wasser geholt. Nachdem sie einen Schluck genommen hatte, weigerten sich die muslimischen Feldarbeiterinnen aus dem gleichen Gefäß zu trinken wie die Christin. Sie verlangten von ihr, zu konvertieren, was Bibi ablehnte. Fünf Tage später versammelte sich ein Mob, der sie der Blasphemie beschuldigte. Bibi wurde festgenommen, ein Gericht verurteilte sie zum Tode.
Khadim Hussein Rizvi, Führer der radikalislamischen Partei Tehreek-e-Labaik Pakistan, forderte indes Bibis sofortige Hinrichtung und drohte: "Kein Frevler wird seiner Strafe entkommen." Pakistan hat eines der strengsten Gesetze gegen Gotteslästerung weltweit. Es war in den 1980er Jahren von Diktator Muhammad Zia-ul-Haq eingeführt worden. Laut einer Studie des pakistanischen "Center for Social Justice" wurden zwischen 1987 und 2016 mindestens 1472 Menschen der Gotteslästerung beschuldigt, darunter 205 Christen aber auch 730 Muslime und 501 Anhänger der Ahmadi-Sekte, die vielen Muslimen als Ketzer gelten. Vage Anschuldigungen reichen oft schon aus, damit Verdächtige verhaftet werden. Nicht selten stehen hinter solchen Anschuldigungen persönliche Streitigkeiten. Seit dem Erlass des Gesetzes ist jedoch noch niemand deswegen hingerichtet worden. (cst)