Eichstätter Bischof verurteilt kirchliche Hexenverfolgung

Hanke: Einer meiner Vorgänger beging unentschuldbare Verbrechen

Veröffentlicht am 15.10.2018 um 11:27 Uhr – Lesedauer: 
Bischof Gregor Maria Hanke, Bistum Eichstätt
Bild: © KNA

Eichstätt ‐ Für den Eichstätter Oberhirten Gregor Maria Hanke ist die Hexenverfolgung kein Thema allein der Vergangenheit. Noch heute müsse sich die Kirche dem begangenen Unrecht stellen – denn etwas Ähnliches könne wieder geschehen.

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Der Eichstätter Bischof Gregor Maria Hanke hat die einstige Hexenverfolgung verurteilt. "Die Hexenprozesse waren weder mit der Vernunft noch mit dem Evangelium Jesu vereinbar. Als Christen müssen wir uns dem damals begangenen Unrecht stellen", sagte Hanke bei einem Symposium zu dem Thema, das am Wochenende in Eichstätt stattfand. Hanke ergänzte, er fühle "Trauer und Bestürzung über die unentschuldbaren Verbrechen, für die vor allem einer meiner Vorgänger im Bischofsamt in seiner Eigenschaft als Landesherr verantwortlich war".

Das Ziel der historischen Forschung zur Hexenverfolgung solle daher nicht allein in der Sammlung und Katalogisierung des Vergangenen bestehen, sondern auch in der Aufarbeitung der Geschehnisse. Man müsse fragen, wie es dazu habe kommen können, und möglichst Lehren ziehen, um zu verhindern, dass Ähnliches erneut geschehe.

"Auf den ersten Blick erscheint ein solcher Gedanke möglicherweise absurd, denn unsere heutige aufgeklärte Gesellschaft und unser liberaler Rechtsstaat scheinen einen solchen monströsen Irrsinn von vorneherein auszuschließen", so der Bischof. "Doch manche Regelungen und Überzeugungen, die uns heute optimistisch machen, dass ein solcher Wahn nicht mehr ausbrechen könnte, existierten zumindest schon im Ansatz bereits vor den Hexenverfolgungen." Daher sei es notwendig, die sozialen Mechanismen zu verstehen, die die Verfolgung einst ausgelöst, begünstigt, verstärkt und am Leben gehalten hätten.

Späte Gerechtigkeit zuteil werden lassen

Hanke fügte hinzu, er hoffe, dass die Aufarbeitung dazu beitrage, den Opfern der Hexenverfolgung rückblickend eine Art späte Gerechtigkeit zuteilwerden zu lassen. Der für das Symposium zuständige zweite Vorsitzende des Eichstätter Diözesangeschichtsvereins, Klaus Littger, fügte hinzu, es gebe zur Hexenverfolgung offenbar großen Gesprächsbedarf. Zu der Konferenz seien mehr als 100 Teilnehmer aus ganz Süddeutschland gekommen. Man werde das Thema weiter bearbeiten.

Hexenverfolgungen hat es in Europa vom ausgehenden Mittelalter bis in die frühe Neuzeit gegeben. Zu den Zentren der Verfolgung habe unter anderem das fränkische Hochstift Eichstätt gehört, hieß es.

Die kirchliche Mitwirkung an Hexenverfolgungen und Ketzerverbrennungen hatte auch Papst Franziskus bereits als Unrecht angeprangert. Es seien Verurteilungen "mit dem Wort Gottes gegen das Wort Gottes" gewesen, sagte das Kirchenoberhaupt unter anderem. (tmg/KNA)