Standpunkt

Religion gehört an die Unis!

Veröffentlicht am 23.10.2018 um 00:01 Uhr – Lesedauer: 

Bonn ‐ Die Hochschulseelsorge muss ernst genommen werden, fordert Pater Max Cappabianca. Noch werde sie im universitären Betrieb zu oft ausgegrenzt – mit teils absurd anmutenden Begründungen.

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Als katholischer Hochschulseelsorger in Berlin bin ich für Studierende und Lehrende an den Universitäten und Hochschulen da. Dass es hier einen Bedarf für Seelsorge gibt, bezweifelt niemand, selbst Leute, die sich für unreligiös halten oder für eine strikte Trennung von Kirche und Staat eintreten. Die heikle Frage ist, wie die Präsenz von Religion an den Unis ausgestaltet wird! Im Gegensatz zum Krankenhaus oder Militär haben die Kirchen und anderen Glaubensgemeinschaften da keine verbrieften Rechte, und das macht ihre Arbeit nicht immer einfach. Ich plädiere dafür, Religionen auch im akademischen Rahmen ernst zu nehmen, sie nicht auszugrenzen oder nur zu dulden, sondern ihnen ein positives Daseinsrecht einzuräumen.

Um nicht falsch verstanden zu werden: Vielerorts läuft es sehr gut. Hochschulgemeinden verschiedener Religionen sind am Campus präsent und dürfen auch universitäre Infrastrukturen nutzen. Die Theologie als Wissenschaft ist anerkannt – neuerdings auch die islamische, was erfreulich ist! In Berlin findet neben der evangelischen Theologie nun auch die katholische an der Humboldt-Universität Heimat. Immer wenn Professoren und Studierende Religion als integrativen Teil gesellschaftlichen Lebens anerkennen, läuft es gut.

Leider ist es nicht überall so. Immer wieder erlebe ich als Seelsorger, aber auch Studierende unserer Hochschulgemeinde, dass an den Unis jegliche Form von Religion ausgegrenzt wird. Vielerorts dürfen wir Räume nicht nutzen und noch nicht einmal für unsere Angebote werben, obwohl auch wir Teil des studentischen Lebens sind. Einige verstecken sich hinter der angeblichen Gefahr islamistischer Radikalisierung. Das wird nicht nur dem Islam nicht gerecht, es beraubt uns der Chance, Toleranz und eine zeitgemäße Form von Religiosität einzuüben.

Derzeit arbeiten Vertreter christlicher, jüdischer und muslimischer Studierendengruppen an einem Positionspapier zum Thema "Religionen an den Hochschulen". Wir suchen also das Gespräch und hoffen, auf diese Weise einen Beitrag zu weltoffenen Universitäten und Hochschulen zu leisten.

Von Pater Max Cappabianca

Der Autor

Der Dominikaner Max Cappabianca ist Leiter der Katholischen Studierendengemeinde Hl. Edith Stein in Berlin.

Hinweis

Der Standpunkt spiegelt nicht unbedingt die Meinung der Redaktion von katholisch.de wider.