Landesbischof verteidigt Franziskus: Kein "evangelischer" Papst
Die katholische Kirche befindet sich aus Sicht des Catholica-Beauftragten der Lutheraner, Landesbischof Karl-Hinrich Manzke, in einem "handfesten Richtungsstreit". "Vor aller Augen vollzieht sich Unglaubliches in unseren Tagen: Ausgerechnet einige der sogenannten konservativen Kräfte, die gestern noch Gehorsam vor dem Papstamt predigten, verweltlichen es, beschädigen es, indem sie den Amtsinhaber vermeintlich zur allumfassenden Kritik freigeben", sagte Manzke am Samstag in Würzburg in seinem Bericht vor der Generalsynode der Vereinigten Evangelisch-Lutherischen Kirche Deutschlands (VELKD). "Man mag sich gar nicht vorstellen, was geschehen würde, wenn Papst Franziskus der Aufforderung Folge leisten und zurücktreten würde!", fügte er hinzu. Der Ton sei rau geworden.
Papst Franziskus ist nach Einschätzung Manzkes überzeugt, dass der Richtungsstreit um den Weg der Kirche geführt werden müsse. Er sei nicht einfach ein undogmatischer oder gar "evangelischer" Papst, sondern scheine "im Kern recht und streng katholisch", betonte der Landesbischof der Evangelisch-Lutherischen Landeskirche Schaumburg-Lippe. Die gemeinsame Weltverantwortung der Christenheit und die spirituelle Gemeinschaft der Konfessionen seien für ihn aber die entscheidend wichtigen Handlungsfelder in der ökumenischen Gemeinschaft der Kirchen - "so wichtig, dass er sich mit Lehrfragen unter Umständen nicht lange aufhält".
DBK-Handreichung hat auch "Schwächen"
Manzke ging in seinem Bericht auch auf die Auseinandersetzung innerhalb der Deutschen Bischofskonferenz über die Handreichung zum gemeinsamen Kommunionempfang konfessionsverschiedener Paare ein. "Diese Debatte steht ganz offensichtlich exemplarisch für die Möglichkeiten und Grenzen der Entwicklung in der Ökumene und zugleich für den Weg des Pontifikats von Papst Franziskus", sagte der Landesbischof. Zugleich habe sie auf Aspekte aufmerksam gemacht, die es beim Nachdenken über eine mögliche Interkommunion in späteren Zeiten zu berücksichtigen gelte.
Aus evangelischer Sicht habe der vorgelegte Text auch Schwächen, meinte Manzke weiter. Problematisch sei etwa, dass die erwartete Zustimmung zum Eucharistieverständnis der katholischen Kirche auf der Basis des eucharistischen Hochgebets eingefordert werde, das im gottesdienstlichen Vollzug verschiedene Gestalt haben könne. Besonders schmerzlich sei für die konfessionsverschiedenen Paare, "dass eine Gegenseitigkeit der ausgesprochenen Einladung" ausdrücklich ausgeschlossen werde. Dennoch sei mit dem Text ein wichtiger Schritt nach vorne gemacht worden.
Die VELKD vertritt rund 8,8 der bundesweit 21,5 Millionen evangelischer Christen. Zur VELKD gehören 7 der bundesweit 20 evangelischen Landeskirchen, die lutherisch geprägt sind. Die unierten und reformierten Landeskirchen gehören zur Union Evangelischer Kirchen (UEK). Die beiden konfessionellen Untergliederungen sind unter dem Dach der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) zusammengefasst. (tmg/KNA/dpa)