In Missbrauchsskandal verwickelt

Beschuldigter Kardinal verlässt Papst-Rat

Veröffentlicht am 15.11.2018 um 15:47 Uhr – Lesedauer: 
Gruppenbild: Papst Franziskus mit den Kardinälen im Halbkreis. Marx steht links neben ihm.
Bild: © KNA

Santiago de Chile  ‐ Anzeigen wegen Meineids und Falschaussage, eine Vorladung durch die Staatsanwaltschaft: Mit Kardinal Francisco Javier Errazuriz hatte Papst Franziskus in seinem engen Beraterkreis einen belasteten Bischof – bis jetzt.

  • Teilen:

Der in den chilenischen Missbrauchsskandal verwickelte Kardinal Francisco Javier Errazuriz hat seinen Rückzug aus dem engsten Beratergremium um Papst Franziskus, dem Kardinalsrat (K9), bekanntgegeben. "Ich bin nach Rom geflogen, um mich vom Papst zu verabschieden", zitierten chilenische Medien den Geistlichen am Mittwoch (Ortszeit). Er danke Franziskus dafür, dass er in dem Gremium fünf Jahre lang als Vertreter Südamerikas an der Kurienreform habe mitwirken dürfen.

Zuvor hatte es Medienspekulationen darüber gegeben, ob der 85 Jahre alte Kardinal mit einem freiwilligen Rückzug einer Entlassung aus dem K9-Rat zuvorkommen könnte. Missbrauchsopfer werfen Errazuriz vor, als Erzbischof von Santiago de Chile von 1998 bis 2010 die Strafverfolgung eines später wegen Missbrauchs verurteilten Geistlichen jahrelang verhindert zu haben. Drei Betroffene zeigten Errazuriz Ende Oktober wegen Meineids und Falschaussage an. Am Mittwoch teilte die chilenische Staatsanwaltschaft mit, sie werde den Kardinal "als Beschuldigten" vorladen. Der bestreitet die Vorwürfe.

Ein prominenter Vertreter chilenischer Missbrauchsopfer, Juan Carlos Cruz, reagierte am Mittwoch auf Twitter mit spöttischen Worten: "Schlechter Tag für Kardinal Errazuriz. Erst wird er aus der Papstberater-Gruppe geworfen und dann in Chile offiziell beschuldigt. Das ist einer dieser Tage, an dem man besser im Bett geblieben wäre." (KNA)