Der schiefe Turm von Pisa wird immer gerader
Der Schiefe Turm von Pisa ist erneut gerader geworden. In den vergangenen 17 Jahren habe er sich um vier weitere Zentimeter aufgerichtet, berichtete die Zeitung "Corriere della Sera" (Dienstagabend). Seit Beginn der Maßnahmen, die ein Umkippen verhindern sollten, sei das weltberühmte Bauwerk um insgesamt 45 Zentimeter aufgerichtet worden, so das Blatt. "Es ist, als ob der Glockenturm um fast zwei Jahrhunderte verjüngt worden wäre", wird ein Experte zitiert.
Der Turm von Pisa steht auf einem lehmig-sandigen Untergrund, der sich unter dem Gewicht verformt. Vor allem seit den 1930er Jahren hatte sich der Turm zunehmend geneigt, so dass ab 1993 Gegenmaßnamen ergriffen wurden. Nachdem Gegengewichte und provisorische Halteseile keine Abhilfe schufen, wurden ab Mitte der 1990er Jahre schräge, vier bis fünf Meter tiefe Löcher in den Boden gebohrt. Das darüber liegende Erdreich sackte langsam nach, schließlich auch der Boden des Turmes. Das Bauwerk richtete sich in der Folge zunehmend auf, die Gesamtneigung verringerte sich von 5,5 auf etwa vier Grad. Berechnungen zufolge ist das Gebäude damit wohl für die nächsten 300 Jahre gesichert. Ganz gerade soll es allerdings nicht werden. Sonst verlören Pisa und ganz Italien eines ihrer bekanntesten Wahrzeichen.
Der Schiefe Turm ist der freistehende Glockenturm des Doms Santa Maria Assunta, der Kathedralkirche des Erzbistums Pisa. Bereits 1185, zwölf Jahre nach Baubeginn, begann sich der Turm zu neigen. Der Bau verzögerte sich daher um fast 100 Jahre und wurde erst 1372 fertiggestellt. Er ist 55 Meter hoch und hat einen Durchmesser von zwöf Metern. In seinem Inneren hängen insgesamt sieben Kirchenglocken, die aufgrund der fragilen Statik mit innenliegenden elektromagnetischen Schlaghämmern betrieben werden. Sie erklingen nur noch um 12 Uhr und vor Messen. (bod/KNA)