Thema Missbrauch prägt Vollversammlung

ZdK fordert unabhängige Kommission gegen Missbrauch

Veröffentlicht am 23.11.2018 um 14:35 Uhr – Lesedauer: 

Bonn ‐ Der Umgang mit Missbrauch in der Kirche prägt die Vollversammlung des Zentralkomitees der deutschen Katholiken: Die Laien fordern Reformen von den Bischöfen – doch die sind sich nicht einig, verrät der Hamburger Erzbischof vor der Versammlung.

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Die Debatte über die Aufarbeitung von sexuellem Missbrauch in der Kirche hat den ersten Tag der Vollversammlung des Zentralkomitess der deutschen Katholiken (ZdK) bestimmt. Mit großer Mehrheit verabschiedete das höchste Gremium der katholischen Laien am Freitag in Bonn eine Erklärung, die auf Reformen in der Kirche dringt. Zu den Forderungen gehören, Frauen den Zugang zu allen kirchlichen Ämtern zu gewähren, die Abschaffung der verpflichtenden Ehelosigkeit für Priester und eine Neuausrichtung der kirchlichen Sexualmoral.

ZdK-Präsident Thomas Sternberg sprach sich für eine unabhängige Kommission aus, die die Präventionsarbeit der 27 Bistümer in Deutschland kontrollieren und vereinheitlichen könne. Die sogenannte Gemeinsame Konferenz aus Vertretern der Deutschen Bischofskonferenz und dem ZdK solle ein solches Gremium aus Frauen und Männern bilden, die nicht in einem kirchlichen Anstellungsverhältnis stehen.

Aufarbeitung des Missbrauchs sorgt für Spannung unter Bischöfen

Nach den Worten des Kölner Kardinals Rainer Maria Woelki hat Kirche es immer schwerer, in der Gesellschaft Gehör zu finden. Schuld daran sei nicht zuletzt der Missbrauchsskandal. Umso wichtiger sei es, die Taten möglichst rückhaltlos aufzuarbeiten und den Opfern so viel Gerechtigkeit widerfahren zu lassen, wie jetzt noch möglich sei.

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Das Thema sorge für Spannungen unter den Bischöfen, sagte der Hamburger Erzbischof Stefan Heße. Über den weiteren Kurs gebe es unterschiedliche Ansichten. Auch Heße betonte, es seien weitere Maßnahmen notwendig, um die Aufarbeitung voranzutreiben.

Kirche am Scheideweg

Die Kirche stehe an einem Scheideweg, mahnte Jesuit Klaus Mertes. Viele Katholiken an der Basis erwarteten von allen Bischöfen die Bereitschaft, die Verantwortung für strukturelles Versagen der Institution klar erkennbar zu übernehmen und eine entsprechende Änderung der Strukturen herbeizuführen. Wer sich täglich in der Ebene abmühe und dann "absurde Interviews" von dem ein oder anderen Nuntius oder Kardinal lesen müsse, den packe irgendwann auch "Trauer und Zorn".

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Video: © katholisch.de

Homosexualität und Atheismus: Für Kardinal Gerhard Ludwig Müller sind das die beiden Auslöser für die aktuelle Krise der Kirche. Der Jesuit Klaus Mertes nennt dessen Aussagen "unglaublich dreist" - und gibt Müller und "Seinesgleichen" einen Tipp für die Zukunft.

Die zentrale Frage müsse lauten: "Was hören wir von den Betroffenen - und was brauchen sie?". Dazu sei unter anderem das bisherige Verfahren der "Anerkennungszahlungen" zu prüfen. Ein besserer Zugang zu Akten gehöre ebenfalls dazu. Hilfreich seien zudem "bundesweite, unabhängige und niedrigschwellige Anlaufstellen". Mertes machte als damaliger Leiter des Berliner Canisius-Kollegs 2010 Fälle von Missbrauch in kirchlichen Schulen publik und setzte damit die Debatte in Gang.

Für Beibehaltung des Werbeverbots für Abtreibung

Im Streit um ein Werbeverbot für Abtreibungen plädiert das ZdK für eine Beibehaltung der geltenden gesetzlichen Regelungen. Paragraf 219a des Strafgesetzbuches stehe nicht in Widerspruch zum Informationsangebot für betroffene Frauen und zur Rechtssicherheit für Ärzte, sagte ZdK-Präsident Sternberg.

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Weiter beschäftigte sich die Vollversammlung mit gesellschaftspolitischen Themen wie der Zukunft der Rente, dem Umgang mit Flüchtlingen und Migranten und dem wachsenden Populismus in Deutschland und Europa. Den Fall der pakistanischen Christin Asia Bibi nutzte ZdK-Präsident Thomas Sternberg zu einem Appell für Religionsfreiheit weltweit. Für den Abend hat das ZdK zu einem Gebet für Menschlichkeit und Toleranz auf dem Bonner Marktplatz aufgerufen.

Die Vollversammlung endet am Samstag. Dann wollen die Teilnehmer unter anderem über einen möglichen Umzug von Bonn nach Berlin beraten. (KNA)