Jahresfehlbetrag im zweistelligen Millionenbereich

Bistum Würzburg steht vor finanziell schwierigen Zeiten

Veröffentlicht am 28.11.2018 um 13:09 Uhr – Lesedauer: 

Würzburg ‐ Das Bistum Würzburg befindet sich laut Bischof Franz Jung in einer "schwierigen finanziellen Situation". Generalvikar Thomas Keßler spricht von einem Jahresfehlbetrag "im unteren zweistelligen Millionenbereich" für 2017. Und es soll nicht besser werden.

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Das Bistum Würzburg steht nach Aussage von Bischof Franz Jung vor einer schwierigen finanziellen Situation. "Wir werden uns in Zukunft auf die Hinterbeine stellen müssen", sagte Jung am Dienstagabend vor Journalisten in Würzburg. In einem Brief an alle Hauptamtlichen des Bistums schrieb Generalvikar Thomas Keßler am Mittwoch, die Bilanz der Diözese für das Jahr 2017 weise "einen Jahresfehlbetrag im unteren zweistelligen Millionenbereich" auf. Vergleichbares sei für 2018 zu erwarten. Man müsse derzeit "massiv auf Rücklagen zurückgreifen".

Da zurückgehende Kirchensteuereinnahmen zu erwarten seien, müsse einer finanziellen Schieflage in aller Konsequenz entgegengesteuert werden, kündigte Keßler an. So werde es "harte Einschnitte" bei den Baumaßnahmen geben. Die Bistumsleitung diskutiere ein Bau-Moratorium für alle kirchlichen Gebäude für das Jahr 2019. Gewährleistet seien dann nur noch die Finanzierung absolut notwendiger Baumaßnahmen. Beim pastoralen Personal werde es keine Kürzungen geben. In allen anderen kirchlichen Bereichen müsse Personal mittelfristig reduziert werden, weshalb man frei werdende Stellen nach kritischer Prüfung nur begrenzt nachbesetzen werde.

Linktipp: Die Kirche, ihr Vermögen und das Bemühen um mehr Transparenz

Die Kirche und das liebe Geld. Ein Dauerbrenner - erst recht seit den Debatten um das Limburger Bischofshaus und um das Papstwort von der "armen Kirche". Doch Transparenz ist gar nicht so leicht.

Als Gründe für die neue Entwicklung nannte der Bischof die Neubewertung des Vermögens, etwa des Anlagevermögens. Da gebe es "erhebliche Korrekturen". Dies geschehe im Zuge der von ihm angestoßenen Umstellung der Rechnungslegung auf die strengen Regeln des Handelsgesetzbuches. Damit wolle man der Selbstverpflichtung der deutschen Bischöfe zu finanzieller Transparenz nachkommen, so Jung.

Diözesane Gremien zur Vermögensverwaltung richtig aufgestellt?

Zudem habe es in den letzten Jahren eine "gewisse Unsicherheit" gegeben, welche Dinge aus welchem Topf bezahlt würden. In Zukunft sollten alle Aufgaben des Bistums auch aus dessen Haushalt bestritten werden. Im Zuge der Umsetzung von Compliance-Standards werde auch überprüft, ob die diözesanen Gremien, etwa zur Vermögensverwaltung, richtig aufgestellt seien.

Die Bischöfe der bayerischen Diözesen hatten Ende 2014 beschlossen, dass die Finanzen ihrer sieben Bistümer künftig möglichst einheitlich nach dem Handelsgesetzbuch bilanziert werden sollen. Angestrebt sei eine "hohe Vergleichbarkeit der Rechnungslegung", hieß es damals. Es handele sich um den höchsten Transparenzstandard, den es in Deutschland gebe. In den Folgejahren veröffentlichten etwa die Bistümer Augsburg (2015), Passau (2016), Regensburg (2016) sowie München und Freising (2017) erstmals den Bistumshaushalt als Gewinn- und Verlustrechnung. Vor der Umstellung auf die doppelte Buchführung war in den öffentlichen und kirchlichen Verwaltungen die kameralistische Buchführung üblich. (luk/KNA)