Chanukka: Licht in der Dunkelheit
Die große Enttäuschung gleich vorneweg: Auch wenn Chanukka immer im Winter gefeiert wird, handelt es sich nicht die "jüdische Variante" des christlichen Weihnachtsfestes. Tatsächlich ist Chanukka das ältere Fest und wird bereits seit dem zweiten Jahrhundert vor unserer Zeitrechnung von Juden begangen. Es beginnt immer am 25. Tag des Monats Kislew, des neunten Monats im jüdischen Kalender.
Übersetzt bedeutet Chanukka so viel wie "Einweihung" und bezieht sich hier konkret auf die Wiedereinweihung des Jerusalemer Tempels 165 vor unserer Zeitrechnung. Dem vorausgegangen war eine komplexe politische Gemengelage: Die Seleukiden, Nachfolger Alexanders des Großen, kontrollierten große Teile des Nahen Ostens. In der jüdischen Führungsschicht befürworteten viele Reformer eine religiös-kulturelle Assimilation an die hellenistische Kolonialmacht und unterdrückten gewaltsam das traditionelle Judentum. Es entstand ein blutiger Bürgerkrieg, in dem die Seleukiden auf Seiten der Reformer kämpften. Den aufständischen Makkabäern gelang es schließlich, den Jerusalemer Tempel zurückzuerobern.
Ölwunder rückt in den Mittelpunkt
Chanukka entstand also in einem kriegerischen Kontext und war zunächst mit Dankgebeten für die politische Unabhängigkeit verbunden. Dies änderte sich unter der römischen Besatzung, als allmählich die Erzählung des Ölwunders in den Mittelpunkt rückte: Nach der Rückeroberung des Tempels wollten die Makkabäer den Kult wieder aufnehmen und den siebenarmige Leuchter, die Menora, wieder entzünden. Das vorhandene kultisch reine Öl reichte jedoch nur für einen Tag. Im Vertrauen auf den Herrn wurde die Menora dennoch entzündet – und brannte wunderbarerweise volle acht Tage, bis neues reines Öl verfügbar war.
Während Katholiken diese Erzählung sogar in der Bibel finden können – im Ersten Buch der Makkabäer –, ist sie nicht Teil der heiligen jüdischen Schriften. Daher zählt Chanukka auch "nur" zu den kleineren jüdischen Festen und verpflichtet nicht zur Arbeitsruhe. Jeden Abend wird zuhause unter Segenssprüchen an der Chanukkia, einem neunarmigen Leuchter, jeweils eine Kerze angezündet bis schließlich acht Lichter brennen. Die neunte Kerze, der Schamasch ("Diener"), wird nur zum Entzünden verwendet. Für viele Juden steht Chanukka heute für Religionsfreiheit und den Mut, sich für die eigenen Überzeugungen einzusetzen. Möglichst viele Menschen sollen diese freudige Botschaft der Chanukkia sehen. Darum wird sie möglichst früh nach Sonnenuntergang entzündet und ins Fenster oder den Türeingang gestellt.
"Ein großes Wunder ist dort geschehen"
Eine besonders beliebte Beschäftigung an Chanukka ist das Spiel mit dem "Dreidel", einem vierseitigen Kreisel. Auf jeder der Seiten steht jeweils ein hebräischer Buchstabe: Nun, Gimel, He und Schin. Sie sind eine Abkürzung des hebräischen Satzes "Nes gadol haja scham" (ein großes Wunder ist dort geschehen). Für das Spiel um Bonbons oder Spielmarken werden die Buchstaben als Abkürzungen jiddischer Worte (nichts, ganz, halb, stellen) gelesen.
In Anlehnung an das Ölwunder essen Juden zu Chanukka traditionell frittierte Speisen wie Sufganiot (Berliner). Gerade in christlich geprägten Ländern erhalten Kinder zudem kleinere Geschenke und einige säkulare Juden stellen sogar geschmückte Tannenbäume auf. Diese Synthese von Weihnachten und Chanukka wird auch als "Weihnukka" bezeichnet. Und während viele diese Mischform als inneren Widerspruch zum Kern von Chanukka ablehnen, greifen besonders jüdisch-christliche Familien in den USA gerne darauf zurück. Ob mit weihnachtlichen Elementen oder traditionell: Fröhliches Chanukka!
Aktualisiert am 24. Dezember 2021.