Knochen der ältesten Heiligen Österreichs gefunden?
Forscherinnen der Österreichischen Akademie der Wissenschaften (ÖAW) ist es womöglich gelungen, die Knochen der ältesten Heiligen Österreichs zu identifizieren. Das berichtete der Österreichische Rundfunk (ORF) am Donnerstag auf seiner Internetseite. Demnach hatten zwei Archäologinnen der ÖAW seit 2016 Knochen einer unbekannten Frau untersucht, deren Leichnam 1991 unter dem Altar einer Kirche auf dem Hemmaberg in Südkärnten gefunden worden war. Bei ihrer Untersuchung seien die Forscherinnen zu dem Ergebnis gekommen, dass die Frau im ersten Jahrhundert gelebt habe und als Heilige verehrt worden sei. Deshalb liege die Vermutung nahe, dass es sich um die älteste Heilige des Landes handele.
Die Biografie der Frau hätten die Wissenschaftlerinnen dank einer DNA-Analyse der Knochen nachvollziehen können, so der ORF. Demnach habe die Analyse gezeigt, dass die Frau aus dem südöstlichen Mittelmeerraum stammte und 35 bis 50 Jahre alt geworden sei; ihre letzten Lebensjahre habe sie laut den Ergebnissen einer ebenfalls durchgeführten Isotopenuntersuchung in Zentraleuropa verbracht. "Wir müssen davon ausgehen, dass die Leute damals sehr mobil waren und im gesamten Römischen Reich herumgereist sind. So lässt sich auch erklären, dass eine Dame aus dem östlichen Mittelmeerraum ihre letzten Lebensjahre in Zentraleuropa verbracht hat", sagte die Wissenschaftlerin Michaela Binder. Dass die Frau als Heilige verehrt wurde, leiteten die Forscherinnen aus der Art ihrer Beisetzung in einem Reliquienschrein ab.
Märtyrerin der Christenverfolgung?
Gefunden worden war der Leichnam der Frau vor 27 Jahren auf dem Hemmaberg, der im sechsten Jahrhundert ein wichtiger Wallfahrtsort war. Allerdings, so die Wissenschaftlerinnen, sei die Frau dort erst rund 400 Jahre nach ihrem Tod bestattet worden; wo der Leichnam davor begraben gewesen sei, sei unklar. Da die Frau zur Zeit der frühen Christenverfolgung gelebt habe, sei sie von Christen im sechsten Jahrhundert vermutlich als Märtyrerin verehrt worden. Am Skelett selbst konnten die Forscherinnen keine Hinweise auf die Todesursache feststellen. "Aber in frühchristlicher Zeit wurden eben Leute, die einen Märtyrertod gestorben sind, als Heilige verehrt", so Binder.
Dass nicht rekonstruierbar ist, wer die Frau war, liegt laut den Forscherinnen auch an den damaligen Gebräuchen: "Zu dieser Zeit waren sehr viele Reliquien, sehr viele Heilige im Umlauf", erklärte Binder. Jede Kirche habe einen Heiligen gebraucht, um ihre Berechtigung zu erlangen. Deshalb seien "sicher sehr viele Personen einfach als heilig verehrt worden". (stz)