Mainzer Bischof will Aus- und Weiterbildung grundlegend ändern

Kohlgraf über Seelsorger: Zeit des Einzelkämpfers ist vorbei!

Veröffentlicht am 09.12.2018 um 11:03 Uhr – Lesedauer: 

Mainz ‐ Die Zeit des leitenden, alles auf sich beziehenden Einzelkämpfers an der Spitze einer Pfarrei sei vorbei, sagt der Mainzer Bischof Peter Kohlgraf. Daher seien grundlegende Änderungen bei der Seelsorgerausbildung nötig.

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Der Mainzer Bischof Peter Kohlgraf hat dazu aufgerufen, für die Ausbildung und Begleitung von Seelsorgern zukunftsweisende Lösungen zu suchen. "Das Bild vom leitenden, alles auf sich beziehenden Einzelkämpfer an der Spitze einer Pfarrei oder einer pastoralen Einheit funktioniert schon lange nicht mehr", so Kohlgraf. Der Bischof äußerte sich in einer Predigt zum Seminarfeiertag des Mainzer Priesterseminars, wie die Diözese am Samstag mitteilte. An die Stelle von geistlicher Macht und Autorität Einzelner soll laut Kohlgraf ein "Motiv des Teilens" von Verantwortung im pastoralen Miteinander treten. Der Feiertag des Mainzer Priesterseminars findet traditionell am Hochfest der ohne Erbsünde empfangenen Jungfrau und Gottesmutter Maria statt.

Zur künftigen Gestaltung der Priester- und Seelsorgerausbildung sagte Kohlgraf weiter: "Ich sehe keine Lösung darin, die Qualitätssicherung vorwiegend in der Größe von Seminarkollegien zu definieren." Man müsse zu einer neuen Logik von Pastoral und zu neuen Wegen der Katechese finden. Darauf gelte es in der Aus- und Weiterbildung der Priester, Diakone und anderen Seelsorgeberufe zu reagieren und innovative Ideen zu entwickeln.

Formelhaftes Wissen über den Glauben reicht nicht

Der Bischof erinnerte zudem daran, dass die Sprachfähigkeit in Glaubensfragen nicht nur ein formelhaftes Wissen über Inhalte des Glaubensbekenntnisses bedeuten könne. Sie müsse ebenso die Ebene der persönlichen Erfahrung und des gläubigen Zugangs einschließen, betonte Kohlgraf. "Wenn es stimmt, dass nicht wenige Menschen heute eine religiöse Sehnsucht in sich tragen, brauchen sie Wegbegleiterinnen und -begleiter, die einerseits Orientierung aus dem Glauben an Christus geben können, andererseits aber eine individuelle und persönliche Suche begleiten können." Es könne nicht nur darum gehen, fertige Konzepte auf andere zu übertragen. Glaubensweitergabe sei Beziehungsarbeit.

"Fünfundzwanzig Jahre bin ich Priester und habe immer wieder auch traurig wahrgenommen, dass wir untereinander kaum über unseren persönlichen Glauben reden können oder wollen", sagte Kohlgraf weiter. "Wie können wir es dann von unseren Gläubigen erwarten?" Eine Kirche des Teilens müsse beim Bischof, den Priestern und den Hauptamtlichen im kirchlichen Dienst beginnen. (tmg)