Warum ein Pfarrer Whisky-Exerzitien veranstaltet
Beim Thema Exerzitien denken die meisten an Schweigen, Gebet und vielleicht noch an geistliche Impulse. Letztere gibt es beim Würzburger Pfarrer Thomas Eschenbacher auch. Doch das ist nicht alles. Denn auch fünf verschiedene Sorten Whisky hat er bei seinen besonderen Exerzitien für Männer im Angebot. Woher er die Idee hat und was er sich davon erwartet, erzählt Eschenbacher im Interview.
Frage: Herr Pfarrer Eschenbacher, Sie laden an einem Januarabend in Hammelburg zu "Whisky-Exerzitien für Männer" ein. Ist das ein neuer pastoraler Ansatz oder doch eher eine Schnapsidee?
Eschenbacher: Eine Schnapsidee kann es schon alleine deswegen nicht sein, weil jeder gute Brenner darauf hinweist, dass er nicht Schnaps (im Volksmund auch Fusel genannt), sondern einen Brand oder Edelbrand destilliert. Nur mit hoher Qualität kommt nach langer Lagerung ein guter Whisky aus dem Fass. Genau das ist auch ein Element der Whisky-Exerzitien. Das Whisky-Trinken setzt eine Genusskultur voraus, die sich wunderbar ergänzt mit dem Gedanken, sich Zeit zu nehmen für seinen Glauben. Wie beim Whisky-Trinken erst gerochen und geschmeckt wird, um sich danach über die unterschiedlichen Qualitäten auszutauschen, ist auch bei den Exerzitien Zeit ein wichtiger Faktor, der dem Einzelnen helfen soll, seinem ganz persönlichen Glauben auf die Spur zu kommen. Die persönliche Begegnung mit Gott ist ein echtes Geschmackserlebnis. Ich bin selbst gespannt, wie sich das mit einer Whiskyverkostung verbinden lässt.
Frage: Warum richten sich diese Exerzitien eigentlich ausschließlich an Männer?
Eschenbacher: Die Idee kam, weil der Whisky-Genuss in den meisten Fällen ein Männerthema ist. Mir schien das eine gute Chance zu sein, bewusst mal nur für Männer ein geistliches Angebot zu haben. Ich kann mir vorstellen, dass dadurch das Zusammensein noch mal einen anderen Charakter bekommt.
Frage: Welche Erkenntnisse erwarten Sie sich von den "Whisky-Exerzitien"?
Eschenbacher: Ein grundlegendes Element meiner persönlichen Spiritualität ist die Kunst, die Spuren Gottes im Alltag zu entdecken. In vielen schönen Whisky-Abenden mit Freunden und Bekannten hatte ich schon Ansätze einer Gesprächskultur erlebt, die ich mir von diesem Abend verspreche. Ich bin schon zufrieden, wenn wir unsere persönliche Genusskultur immer auch mit der Dankbarkeit verbinden können, dass Gott uns Geschmack und Gespür gegeben hat – nicht nur für Whisky, sondern auch für die Gabe der Kommunikation. Es wäre schon ein Erfolg, wenn die Teilnehmer ins Staunen geraten, dass die Achtsamkeit im Umgang mit Whisky-Genuss immer auch ein Hinweis auf die Achtsamkeit der Menschen miteinander ist. Aber so unterschiedlich wie die verschiedenen Whisky-Sorten sind, werden auch die Teilnehmer ihre jeweils eigenen Erfahrungen mit dieser Form von Exerzitien machen. Hauptsache, Gott kommt ins Gespräch.