Bode gegen Namensliste von Missbrauch-Vertuschern
Die Namen aller für Vertuschungen von Missbrauchsfällen verantwortlichen Kirchenpersonen sollten nach Ansicht des Osnabrücker Bischofs Franz-Josef nicht offengelegt werden. Zwar werde es in manchen drastischen Fällen von wissentlicher Vertuschung nötig sein, Namen zu nennen, sagte er am Donnerstag im Interview der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA) in Osnabrück. Andererseits seien viele Entscheidungen von Organisationen innerhalb der Kirche getroffen worden, so dass die Nennung einzelner Verantwortlicher schwer falle.
Zudem seien manche Fälle auch aus heutiger Sicht nicht so ganz eindeutig und die damit Befassten verstorben, gab der Bischof zu bedenken. "Eine Täterliste von Verantwortlichen zu erstellen, halte ich daher für schwierig."
Bode räumte ein, selbst die schwere Wirkung der Taten auf die Opfer unterschätzt zu haben. "Früher habe auch ich nicht begriffen, warum sich Menschen erst 30 Jahre später melden, warum manche die Taten nicht zur Anzeige bringen wollen", so der Bischof. Er habe die Verletzung der Psyche nicht genug erkannt. "Das sehe ich heute anders. Das sieht auch die Kirche heute anders."
Für sein eigenes Bistum will Bode weitere Missbrauchsfälle nicht ausschließen. "Wir wissen nicht, ob wir bisher alles wahrgenommen haben." Die derzeitige mediale Öffentlichkeit könne aber dazu führen, dass weitere Opfer sich ermutigt fühlten, sich zu offenbaren. Auch sei es gut, dass die auch von der Kirche aufgebauten Netzwerke der Hilfe, etwa die unabhängigen Ansprechpersonen für Missbrauch, jetzt noch besser bekannt würden. Bode hatte am Wochenende Fälle von sexuellem Missbrauch durch einen heute im Ruhestand lebenden Priester seiner Diözese bekanntgegeben. Schon am nächsten Tag meldeten sich weitere Opfer.
Als Konsequenz aus dem Missbrauchsskandal sprach sich Bode dafür aus, intensiv über den Pflichtzölibat für Priester nachzudenken. "Der Zölibat muss reflektiert und in wirklicher Freiheit gewählt werden", sagte der Osnabrücker Bischof. Die Ehelosigkeit von Geistlichen sei "indirekt mitverantwortlich" für einige Fälle sexuellen Missbrauchs. Es könne bei Priestern auch "falsche Motive für diese Lebensform" geben, so Bode. Gleichzeitig forderte er eine Würdigung homosexueller Partnerschaften. Die Kirche müsse Antworten für Menschen finden, "die ihre gleichgeschlechtliche Beziehung bindungsbereit und verantwortungsvoll leben".
Der Bischof nimmt in diesen Tagen nach rund zehn Monaten der Krankheit und mehreren schweren Bandscheibenoperationen seine Amtsgeschäfte wieder auf. Er wolle Weihnachten wieder am Altar des Doms stehen und auch an Silvester mit den Menschen im Bistum das Jahr beschließen, kündigte er an. Das Jahr 2019 wolle er noch mit "gebremster Kraft" angehen. "Ich muss an die kommenden sieben Jahre denken, die ich noch in Osnabrück als Bischof plane", sagte Bode, der im Februar 68 Jahre alt wird. (rom/KNA)