Was hinter den Bezeichnungen für Sakralbauten steckt

Kirche, Kathedrale und Co.

Veröffentlicht am 30.05.2019 um 23:53 Uhr – Lesedauer: 
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Bonn ‐ Worin unterscheiden sich Kathedrale, Dom, Basilika und Münster? Je nach Funktion, Bedeutung oder Bauweise kann eine Kirche zusätzlich bestimmte Namen, Bezeichnungen oder Ehrentitel tragen.

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Eine Kirche ist der steinerne Rückhalt und das zentrale religiöse Gebäude - nicht nur der römisch-katholischen Kirche, sondern auch bei den Alt-Katholiken, Orthodoxen, Anglikanern oder Protestanten. Architektonisch entsprechen die meisten katholischen Kirchen, die bis zur Mitte des 20. Jahrhunderts gebaut wurden, einem von vier Grundschemata: Basilika, Saalkirche, Hallenkirche und Zentralbau.

Pfarrkirche

Fast alle katholischen Kirchen, die in den Städten an Straßen oder auf Plätzen stehen, sind Pfarrkirchen, also die Hauptkirchen einer Gemeinde. Eine Filialkirche ist wiederum als Nebenkirche einer Gemeinde oder größeren Seelsorgeeinheit zugeordnet. Das Bild zeigt die St. Cyriakus-Kirche im niedersächsischen Duderstadt.

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Bild: ©KNA

Die St. Cyriakus-Kirche im niedersächsischen Duderstadt.

Kapelle

Kapelle meint aber nicht nur das kleine Gotteshäuschen am Wegesrand, sondern auch unselbstständige Beträume innerhalb von Kirchen, Burgen oder Schlössern. Nahezu jeder Friedhof hat eine Kapelle für Trauerfeiern. Kirchenrechtlich kann eine Kapelle keine Pfarrkirche sein. Ihr Name leitet sich vom lateinischen Begriff "Cappa" ab, der einen Umhang mit Kapuze bezeichnet. Einst bezog sich "Kapelle" nur auf den Ort, an dem das entsprechende Kleidungsstück des Heiligen Martin als Reliquie verehrt wurde. Das Bild zeigt die Kapelle Maria Heimsuchung auf der Zugspitze. 1981 wurde sie von Joseph Ratzinger dem damaligen Erzbischof von München und Freising und späteren Papst Benedikt XVI., geweiht.

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Bild: © picture alliance/Rolf Wilms

Nirgendwo sonst in der Bundesrepublik sind Sie dem Himmel so nah wie in der Kapelle Maria Heimsuchung.

Wallfahrtskirche

Wallfahrtskirchen liegen bei Grabstätten von Heiligen oder bewahren in ihrem Inneren eine Reliqiuie, ein Bildnis Christi, Mariens oder eines Heiligen auf. Auch an Orten, an denen Wunder geschehen sein sollen, wurden Wallfahrtskirchen errichtet. Die hier abgebildete Wallfahrtskirche Mariä Heimsuchung in Würzburg, auch Käppele genannt, entstand um 1749. Bereits 1640 stellte ein Fischer an der Stelle einen Bildstock mit der Darstellung Marias mit dem toten Jesus auf dem Schoß auf, welcher sich zum Wallfahrtsort entwickelte. Das Käppele ist eine der wenigen Kirchen Würzburgs, die den Bombenangriff vom 16. März 1945 ohne größere Schäden überstanden haben.

Wallfahrtskirche
Bild: ©sonne07/Fotolia.com

Das Käppele ist eine der wenigen Kirchen Würzburgs, die den Bombenangriff vom 16. März 1945 ohne größere Schäden überstanden haben.

Votivkirche

Eine Votivkirche wie die Theatinerkirche in München wird als Dankessymbol für die Rettung aus einer Notlage oder mit der Bitte um die Erfüllung eines Wunsches gebaut. Ebenso gibt es Votivkirchen, die von reuigen Sündern erbaut worden sind. Im Fall der Münchner Kirche war Henriette Adelheid von Savoyen (1636–1676) die Erbauerin. Nachdem die Frau des bayrischen Kurfürsten Ferdinand Maria (1636–1679) nach langem Hoffen und Bangen endlich 1662 einen Sohn zur Welt brachte, löste sie ihr Gelübde ein, als Dank für die Geburt eines Erben eine Kirche errichten zu lassen.

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Bild: ©buellom/Fotolia.com

Die katholische Stiftskirche St. Kajetan in München, genannt Theatinerkirche, war Hof- und zugleich Klosterkirche des Theatinerordens. Sie ist die erste im Stil des italienischen Hochbarock erbaute Kirche nördlich der Alpen

Profilkirche

Kirchen, die einem thematisch eng definierten Zweck dienen, werden auch Profilkirchen genannt. Darunter fallen Jugendkirchen, die sich im Besonderen an junge Menschen richten. Jugendkirchen unterscheiden sich von normalen Pfarrkirchen manchmal in ihrer Architektur, meist jedoch in ihrem liturgischen und kulturellen Angebot, das von den jugendlichen Christen nicht selten mitgestaltet wird. Im Jahr 2000 wurde die Jugendkirche Tabgha in Oberhausen eröffnet. Tabgha war die erste größere römisch-katholische Jugendkirche Deutschlands. Der Name leitet sich vom gleichnamigen Ort am Ufer des See Genezareth ab.

Profilkirche
Bild: ©Saskia Gamradt

Tabgha war die erste größere römisch-katholische Jugendkirche Deutschlands.

Rektoratskirche

Rektoratskirchen gehören keiner Pfarrgemeinde an. Taufen, Trauungen und Trauerfeiern finden in ihnen daher äußert selten statt. Die hier abgebildete Berliner Kirche Maria Regina Martyrum ist nicht nur Rektorats-, sondern zugleich auch eine Gedenkkirche. Seit 1963 ist sie der zentrale Gedenkort für die katholischen Opfer des NS-Regimes. Beschlossen wurde ihr Bau auf dem Deutschen Katholikentag 1958 auf dem Gelände der ehemaligen NS-Hinrichtungsstätte in Berlin-Plötzensee. Von hier ist es ein Fußweg von 30 Minuten zur Kirche.

Rektoratskirche
Bild: ©KNA

Die Gedenkkirche Maria Regina Martyrum in Berlin.

Münster

Nicht jedes Münster steht in der gleichnamigen Stadt. Vielmehr ist sie nach diesem Kirchentyp benannt. Das Wort "Münster" leitet sich vom Lateinischen "monasterium" ("Kloster") ab. Wurden zunächst nur die Kirchen von Klöstern und Stiften so genannt, entwickelte sich im Mittelalter daraus die Bedeutung "Großkirche". Heutzutage tragen einzelne Bischofskirchen sowie Hauptkirchen von Städten die traditionelle, aber bedeutungslose Bezeichnung. Zum Beispiel das Bonner Münster (Bild). Zwar war dieses in der Tat einst die Kirche des Cassius-Stiftes. Seit gut 200 Jahren, nach der Auflösung des Stiftes, ist Bonns zentrales Sakralgebäude aber die Pfarrkirche der Gemeinde St. Martin.

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Bild: ©KNA

Das Münster, auch Münsterbasilika genannt, ist die katholische Hauptkirche in Bonn und ein Wahrzeichen der Stadt.

Dom

Das Wort Dom ist eine Verkürzung des Lateinischen "domus dei" ("Haus Gottes"). Zwar ist Dom der deutsche Ausdruck für eine Bischofskirche, allerdings hat längst nicht jeder Dom einen Bischof als Hausherrn. Andere Kirchen tragen den Titel aufgrund historischer Umstände oder wegen ihrer Größe. Der auf dem Bild zu sehende Aachener Dom wurde erst Jahrhunderte nach seiner Erbauung zu einem solchen. Bereits Karl der Große ließ um 790 die Kirche anlegen, die sich im Lauf der Zeit weiter entwickelte. Das heutige Bistum Aachen besteht hingegen erst seit 1930.

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Bild: © picture alliance/chromorange /Monika Wirth

Der Aachener Dom, auch Hoher Dom zu Aachen ist die Bischofskirche des Bistums Aachen und das bedeutendste Wahrzeichen der Stadt Aachen. Der Dom besteht aus mehreren Teilbauten, deren jeweilige Entstehungszeiten die Epoche des Frühmittelalters bis hin zur Neuzeit umfassen.

Kathedrale

Eine Kirche ist dann eine Kathedrale, wenn in ihr ein Bischof seinen Sitz (griechisch/lateinisch: cathedra) hat. Die wenigsten deutschen Bischofskirchen werden landläufig aber Kathedrale genannt. Die meisten heißen Dom, wie zum Beispiel in Köln oder Aachen - und auch das Freiburger Münster ist eine Bischofskirche. Die Hauptkirche des Bistums Dresden-Meißen, die das Bild zeigt, ist eher als Katholische Hofkirche, denn als Kathedrale Sanctissimae Trinitatis bekannt. Dies mag daran liegen, dass sie nicht von Beginn an eine Kathedrale war. Als das Bistum Meißen 1921 errichtet wurde, diente der Dom St. Petri zu Bautzen als Bischofssitz. 1979/80 wurde der Bistumsname in Dresden-Meißen geändert und die Heimstatt des Bischofs an die Elbe verlegt.

Kathedrale
Bild: ©Gerd Gropp/Fotolia.com

Die Katholische Hofkirche in Dresden, geweiht der heiligsten Dreifaltigkeit, ist Kathedrale des Bistums Dresden-Meißen sowie eine Stadtpfarrkirche Dresdens.

Basilica

Basilica (eingedeutscht mit k) kommt aus dem Griechischen (basiliké stoa = Königshalle) und wird im katholischen Christentum doppelt verwendet. Zum einen meint es einen Grundtyp kirchlicher Architektur nach antikem Vorbild. Zum anderen ist Basilika ein von der Bauweise unabhängiger Titel für Kirchen von herausragender Bedeutung. Darunter fällt auch die Auszeichnung Basilica minor, die vom Papst aufgrund historischer oder kunstgeschichtlicher Gründe verliehen wird. Zurzeit gibt es weltweit rund 1.600 solcher Kirchen. Der auf dem Bild gezeigte Bamberger Dom trägt den Titel seit 1923. Die Ehrung erfolgte laut Papst Pius XI., weil "der Dom zu Bamberg vor allen anderen Kathedralen Deutschlands sich dadurch auszeichnet, daß in ihm das Grabmal Unseres Vorgängers Clemens II. sich befindet."

Basilica
Bild: ©dpa/Marcus Führer

Neben den drei Wallfahrtsbasiliken Marienweiher, Vierzehnheiligen und Gößweinstein ist der Bamberger Dom die vierte Basilica minor des Erzbistums Bamberg.

Basilica maior

Eine Kirche, die den Titel Bascilia maior trägt, steht ganz oben in der katholischen Bauwerkshierachie. So genannt werden nur sechs römisch-katholische Gotteshäuser - vier davon in Rom: St. Johannes im Lateran, der Petersdom, St. Paul vor den Mauern sowie Groß St. Marien. Die zwei anderen, die Basilika des Heiligen Franziskus und die Basilika "Unsere Liebe Frau von den Engeln", sind in Assisi. Wie der Petersdom auf dem Bild haben auch die anderen Basilicae maiores einen Papstthron und einen Papstaltar. Nur der Papst, sowie in Ausnahmefällen ein anderer Bischof, darf an diesen Altären Heilige Messen feiern. (meu/sth)

Bascilia maior
Bild: © Fel1Ks/Fotolia.com

Die Basilika Sankt Peter im Vatikan in Rom, im deutschsprachigen Raum meist Petersdom genannt, ist die Memorialkirche des Apostels Simon Petrus. Sie ist auf dem Territorium des unabhängigen Staates der Vatikanstadt gelegen und eine der sieben Pilgerkirchen von Rom.

Dieser Beitrag ist erstmals 2015 auf katholisch.de erschienen und wurde 2019 überarbeitet.