Angeklagt im Iran

Christen weigern sich vor Gericht, ihrem Glauben abzuschwören

Veröffentlicht am 21.01.2019 um 13:46 Uhr – Lesedauer: 

Bonn ‐ Zwei iranische Christen widersetzen sich einem Richter, als sie ihrem Glauben abschwören sollten. Jetzt warten sie auf ihr Urteil. Eine Menschenrechtsorganisation wirft dem Iran dezidiert Christenverfolgung vor.

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Ein Richter hat zwei im Iran angeklagte Christen dazu aufgefordert, ihrem Glauben abzuschwören. Laut der christlichen Menschenrechtsorganisation "Christian Solidarity Worldwide" (CSW) ereignete sich der Vorfall in einem Berufungsverfahren wegen Anti-Regierungs-Propaganda. Die angeklagten Christen Saheb Fadaie und Fatemeh Bakhteri waren demnach nicht bereit, von ihrem Glauben abzulassen.

Die beiden Christen stehen vor Gericht, weil sie "Propaganda gegen das Regime" verbreitet haben sollen. Sie wurden verhaftet, weil sie sich in einer Hauskirche mit anderen über ihren Glauben unterhalten haben. Laut örtlichen Quellen wird das als Attacke auf den Islam gewertet. Dafür wurden sie in einem ersten Verfahren zu Strafen zwischen 12 und 18 Monaten verurteilt. Einer der beiden muss nach seiner Haft noch für zwei Jahre ins Exil. Die beiden Christen haben gegen die Strafen jeweils Berufung eingelegt, über die wird im jetzigen Verfahren entschieden – beide warten noch auf ein endgültiges Urteil.

Vorwürfe gegen Richter

"Christian Solidarity Worldwide" kritisiert den Prozess: Den beiden vorsitzenden Richtern werde vorgeworfen, gegen die Presse- und Meinungsfreiheit im Land zu arbeiten. So habe einer von ihnen bewusst ungerechte Urteile gegen Journalisten, politische Aktivisten und religiöse Minderheiten gebilligt. CSW-Geschäftsführer Mervyn Thomas sagte: "Dieses Urteil ist eine schwere Verletzung der Religionsfreiheit und kriminalisiert das Christentum, das in der iranischen Verfassung anerkannt wird."

Laut der Menschenrechtsorganisation wurde einer der Christen bereits vorher von Sicherheitskräften belästigt, unter anderem gab es schon vorher eine Razzia gegen eine Hauskirche, während derer er und andere Gemeindemitglieder verhaftet wurden. Er sitzt momentan im Gefängnis, weil er sich durch die "Förderung des zionistischen Christentums" gegen die "nationale Sicherheit" gewandt habe.

Im Iran ist der schiitische Islam Staatsreligion und der oberste religiöse Führer des Landes genießt fast uneingeschränkte politische Macht. Laut dem christlichen Hilfswerk "Open Doors" gilt der iranischen Führung das Christentum als verwerflicher westlicher Einfluss und als ständige Bedrohung der islamischen Identität der Republik. Auf dem Weltverfolgungsindex des Hilfswerks belegt das Land den neunten Platz. Von den rund 82 Millionen Iranern sind 800.000 Christen. (cph)