Kirchenmitglied – aber wie lange noch?
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Auf den ersten Blick sind es gute Neuigkeiten: Eine am Mittwoch veröffentlichte Studie des Heidelberger Sinus-Instituts stellt heraus, dass nach wie vor eine große Mehrheit der deutschen Katholiken Gründe sieht, die katholische Kirche nicht zu verlassen. Zuletzt lagen die Austrittszahlen hierzulande jährlich bei einem halben bis einem Prozent der Mitglieder – damit könnte man also vorerst weiterleben, mag nun mancher denken.
Aber schaut man bei der Studie mit dem passenden Titel "Kirchenmitglied bleiben?" genauer hin, so geben die Ergebnisse Anlass zu großer Sorge: 41 Prozent der deutschen Katholiken haben demnach schon einmal über einen Kirchenaustritt nachgedacht. In Zahlen bedeutet das: Von den zuletzt 23,3 Millionen Mitgliedern haben bereits über 9,5 Millionen (!) – mal mehr, mal weniger intensiv – mit einem Austritt geliebäugelt. Was, wenn die jüngste Missbrauchsstudie das Fass zum Überlaufen gebracht hat? Was, wenn die Aufarbeitung nicht konsequent weitergeführt wird? Oder wenn gar ein nächster Skandal die Kirche erschüttert?
Doch nicht nur die nackten Zahlen sind alarmierend, auch so manche Begründung für einen Verbleib können für die Kirche alles andere als zufriedenstellend sein: Der distanzierte Enkel will die gläubige Oma nicht enttäuschen, der junge Mann will irgendwann noch einmal kirchlich heiraten. Und nicht wenige bleiben ausschließlich, weil sie zu bequem für einen Gang zum Standesamt sind. Das sind Gründe, die banaler nicht sein könnten und eines verdeutlichen: Hinter der Institution Kirche stehen viele Katholiken nicht.
Mancher deutscher Bischof hat inzwischen erkannt, dass es Zeit für einen radikalen Wandel ist. Vielerorts möchte man hingegen nur an Stellschrauben drehen oder verfällt sogar in den Reflex, die Kirche, so wie sie ist, zu schützen und zu konservieren. Dabei macht die neue Studie doch eines überdeutlich: Es muss sofort gehandelt werden – bevor es dafür zu spät ist.