Songs mit einer zutiefst biblischen Botschaft
Alice Merton: No roots
Mit ihrer Debütsingle hat Alice Merton 2016 sofort die deutschen Charts gestürmt. Dabei ist "No roots" eigentlich nichts anderes, als ein Blick auf ihr eigenes Leben. Die Erfahrung, keine Heimat zu haben, musste sie selbst als Kind durchleben. Ihre Kindheit verbrachte sie in insgesamt vier verschiedenen Ländern. Immer wieder waren Umzüge angesagt, bis die in Frankfurt am Main geborene Popmusikerin zum Studium schließlich nach Mannheim übersiedelte. Ein autobiographisches Lied, in dem Alice Merton ihr eigenes Schicksal verarbeitet, keine wirkliche Heimat zu haben.
"I've got no roots, but my home was never on the ground", singt sie im Refrain immer wiederkehrend. Und dabei wird man sehr schnell an ein Zitat des Apostels Paulus erinnert. Im Brief an die Gemeinde von Philippi schreibt er nämlich: "Denn unsere Heimat ist im Himmel" (3,20). Als Christ schickt es sich nicht, sich allzu sehr an Irdisches zu klammern. Nicht nur, weil alles auf der Erde einmal vergehen wird. Sondern weil in Jesus Christus selbst ein Stück Himmel auf die Erde gekommen ist, um uns den Weg zum Himmel zu bahnen. "My home was never on the ground": Ein zutiefst biblischer Gedanke, dem man als Christ nur zustimmen kann!
Tim Bendzko: Nur noch kurz die Welt retten
Dass er die Bibel komplett gelesen habe, hat Tim Bendzko vor einigen Jahren stolz in einem Interview verkündet. Vielleicht, weil er selbst einige Zeit lang evangelische Theologie studiert hatte, legte er den Lesern ans Herz, auch selbst wieder öfters zur Bibel zu greifen. Ob seine Lektüre der Heiligen Schrift sich in seinen Songs niederschlägt, kann man nur vermuten. Aber es gibt durchaus Anklänge an biblische Botschaften, die man zum Beispiel in seinem Lied "Nur noch kurz die Welt retten" entdecken kann.
Der 2011 veröffentlichte Song war allein in Deutschland 47 Wochen in den Charts vertreten und wurde mehrfach ausgezeichnet. Der Text handelt eigentlich von einem Menschen, der immer vorgibt, etwas ganz Wichtiges erledigen zu müssen. Prioritäten werden falsch gesetzt und die Lieben dabei verprellt. "Denn Gott hat seinen Sohn nicht in die Welt gesandt, damit er die Welt richtet, sondern damit die Welt durch ihn gerettet wird", kann man im Johannesevangelium lesen (3,17). "Nur noch kurz die Welt retten": Nein, wir müssen die Welt nicht mehr retten. Jesus hat es bereits getan. Und wir? Wir können uns ruhig einmal zurücklehnen, die Prioritäten verschieben und Zeit mit den Menschen verbringen, die uns wirklich brauchen.
Mark Forster: Chöre
"Sorgt euch also nicht um morgen", legt Jesus seinen Jünger im Matthäusevangelium (6,34) ans Herz. Etwas Entspannung ist angebracht: Man muss sich nicht heute schon Gedanken machen, was morgen alles sein wird. Grübeln, zweifeln und bangen bringt nicht viel. "Macht euch keine Sorgen": Mit mehr Lässigkeit wird das Leben oft leichter – und Probleme werden kleiner.
"Und die Chöre singen für dich", singt Mark Forster in seinem dritten Studioalbum unaufhörlich; die Botschaft seines Songs kompakt in einem Vers. Trau dich etwas, ruft Mark Forster den Hörern zu. "Warum machst du dir 'nen Kopf? Wovor hast du Schiss?" Sich zu grämen, zu verstecken und zu ängstigen bringt nichts. Geh raus und lebe dein Leben. "Mach dir keine Sorgen", es wird schon alles gut. Zweifeln hat keinen Sinn. Geh mutig nach vorne und tausche deine Sorgenfalten gegen ein Lächeln.
"Und die Chöre singen für dich": Was sie singen, verrät Forster nicht. Vielleicht ist es genau die Botschaft, die Jesus seinen Jüngern mit auf den Weg gibt: "Sorgt euch nicht um morgen". Mit ein bisschen mehr Vertrauen wird es gut. Und mit ein paar weniger Sorgen wird das Leben leichter.
Lost Frequencies & Zonderling: Crazy
Was herauskommt, wenn ein belgischer DJ und ein Future-House-Duo zusammen Musik machen, haben Lost Frequencies und Zonderling mit "Crazy" jüngst gezeigt. 28 Wochen war der Song in den belgischen Charts vertreten und wurde schließlich mit Doppelplatin ausgezeichnet. Ein Erfolg, den Lost Frequencies nur mit seiner Single "Are You with Me" im Jahr 2014 toppen konnte.
"Oh Lord, this is so much harder, than I thought, but I will give them everything I got, one day I am gonna prove them wrong": Der Text von "Crazy" handelt von einem, der unschuldig Leiden auf sich nehmen muss. Alle Schmähungen, alle Kränkungen und Misshandlungen erträgt er. Das mag für die Umstehenden aussehen, als sei er verrückt. Aber er selbst weiß darum, dass eines Tages offenbar wird, dass er mit seiner Haltung alles richtig gemacht hat. Irgendwann wird er ihnen zeigen, dass sie mit ihrem Urteil falsch lagen.
Und so liegt in diesem Song eine zutiefst biblische Botschaft verborgen: "Ich hielt meinen Rücken denen hin, die mich schlugen, und meine Wange denen, die mir den Bart ausrissen. Mein Gesicht verbarg ich nicht vor Schmähungen und Speichel. Und GOTT, der Herr, wird mir helfen; darum werde ich nicht in Schande enden. Deshalb mache ich mein Gesicht hart wie einen Kiesel; ich weiß, dass ich nicht in Schande gerate." (Jes 50,6f)
Joan Osborne: One of us
"What if God was one of us?" Die US-amerikanische Sängerin Joan Osborne hat sich diese Frage in ihrem Song "One of us" gestellt. 1995 erschien er auf ihrem Album "Relish", das in Deutschland nur Platz 15 der Charts erreichte, in den USA aber dreifach mit Platin ausgezeichnet wurde. Bis heute blieb es das erfolgreichste Album Osbornes, die zuletzt 2013 in der Kategorie Bestes-Blues-Album für den Grammy nominiert war.
Was wäre, wenn Gott einer von uns wäre? Für uns Christen ist das keine hypothetische Frage. Denn Gott ist einer von uns geworden. In Jesus von Nazareth hat er ein menschliches Antlitz bekommen. Er hat sich den Fragen der Menschen ausgesetzt, er hat sich berühren lassen von ihrem Schicksal und ihrer Not.
Was wäre, wenn Gott einer von uns wäre? Er war es nicht nur vor über 2.000 Jahren, er ist es auch heute noch. "Was ihr einem meiner geringsten Brüder getan habt, das habt ihr mir getan", sagt Jesus (Mt 25,40). Und so ist er auch heute noch mitten unter uns: der Fremde im Bus, der Obdachlose am Straßenrand, die Prostituierte vom Straßenstrich. Er ist "one of us". Und das bis heute.
The Byrds: Turn! Turn! Turn!
Zugegeben: Der Rockklassiker der Byrds ist schon etwas angegraut, immerhin erblickte er vor über 70 Jahren das Licht der Welt. Ursprünglich von Pete Seeger interpretiert, wurde es erstmals 1962 auf einem Album veröffentlicht. Die Byrds machten den Song schließlich zum Erfolg und landeten auf Platz eins der US-Single-Charts. Doch "Oldies" sind ja bekanntlich "Goldies" und wenn ein Rocksong schon beinahe komplett aus Bibelzitaten besteht, darf man ihn auch heute noch gebührend würdigen.
Tatsächlich muss man nur beim alttestamentlichen Prediger Kohelet nachschlagen, um die Lyrics des Songs zu finden. Dort, im dritten Kapitel, stehen die bekannten Worte geschrieben: "Alles hat seine Stunde. Für jedes Geschehen unter dem Himmel gibt es eine bestimmte Zeit". Viele unterschiedliche Aspekte des menschlichen Lebens kommen in diesem uralten Text zur Sprache. Pete Seeger hat sie aufgegriffen und ein Protestlied für den Frieden daraus gemacht. Und die Byrds singen es bis heute aus den Radios dieser Welt: "To everything there is a season – turn, turn, turn ..."
Greatest Showman: This Is Me
"But I won't let them break me down to dust, I know that there's a place for us, for we are glorious": Eine ausdrucksstarke Textzeile, die sich im Song aus dem Film Greatest Showman findet. 2018 war das Lied für den Oscar als bester Filmsong nominiert und mit dem Golden Globe auszeichnet. Gesungen hat es Keala Settle, sie spielte im Film eine bärtige Frau und thematisiert in ihrem Song das Leben als Außenseiter in der Gesellschaft.
Ich werde nicht zugrunde gehen: Das ist die Botschaft des Liedes. Auch wenn es noch so viele kritische Anfragen von außen geben mag, auch wenn mich die Menschen noch so sehr demütigen: Ich habe meinen Platz in der Gesellschaft, der mir zusteht. Ein tiefer Gedanke, der in der Bibel immer wiederkehrt. Weil der Mensch als Gottes Ebenbild erschaffen ist, hat jeder Mensch das Recht, dass seine Würde geachtet wird. Und gerade Jesus ist es, der sich denen, die sich am Rand der Gesellschaft befinden, zuwendet. Er holt sie zurück, er weist ihnen einen Platz in der Mitte der Menschen zu.
Das Verlangen nach Würde und Anerkennung, das Keala Settle im Filmsong zum Ausdruck bringt, besitzt bleibende Gültigkeit. Das ist nicht nur ein Gedanke aus biblischer Zeit, sondern vielleicht gerade heute aktueller denn je.