Unterscheidung sei notwendig

Münsteraner Regens: Homosexuelle können Priester werden, aber...

Veröffentlicht am 31.01.2019 um 09:35 Uhr – Lesedauer: 
Münsteraner Regens: Homosexuelle können Priester werden, aber...
Bild: © KNA

Köln ‐ Der Priesterausbilder des Erzbistums Paderborn machte den Anfang. Jetzt meldet sich auch der Vorsitzende der Deutschen Regentenkonferenz, Hartmut Niehues, zu Wort: Homosexuelle könnten Priester werden. Entscheidend sei aber eine bestimmte Frage.

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Deutsche Priesterseminare nehmen grundsätzlich auch homosexuelle Männer auf: Für sie sei wie bei heterosexuellen Männern die entscheidende Frage, ob sie zölibatär leben könnten oder wollten, sagte der Vorsitzende der Deutschen Regentenkonferenz, Hartmut Niehues, am Mittwoch dem Internetportal "domradio.de" des Erzbistums Köln.

Die Forderung der Kleruskongregation im Vatikan, Männer mit "tief sitzenden homosexuellen Tendenzen" vom Priesteramt auszuschließen, nannte Niehues erklärungsbedürftig. "So, wie das für heterosexuell empfindende Menschen eine Frage ist, ob die Orientierung sie so prägt und so bestimmt, dass sie ihre Orientierung praktizieren wollen und müssen, so stellt sich diese Frage auch für Menschen, die homosexuell empfinden." Es gehe um die Interpretation des Begriffes "tiefsitzend" und damit um die Unterscheidung von Orientierung und Praxis. Ende 2016 hatte der Vatikan neuen Richtlinien zur Ausbildung von Priestern erlassen. Darin sind Homosexuelle praktisch weiter von der Weihe ausgeschlossen.

Frage nach sexueller Reife immer wieder thematisiert

Mit den Bewerbern für das Priesteramt werde über die sexuelle Orientierung gesprochen, so Niehues, der das Münsteraner Priesterseminar leitet. "Das ist auf jeden Fall Standard in jedem deutschen Bistum." Die Frage nach der sexuellen Reife der Kandidaten werde immer wieder thematisiert.

Hartmut Niehues
Bild: ©Privat

Hartmut Niehues leitet das Priesterseminar in Münster und ist Vorsitzender der Deutschen Regentenkonferenz.

Niehues sagte, er lehne es ab, dass Priester ihre sexuelle Orientierung öffentlich machten. Dies sei weder notwendig noch hilfreich. "Als heterosexuell orientierter Mensch oder als homosexuell orientierter Mensch muss ich meine Orientierung nicht auf der Stirn tragen."

Auch der Leiter des Paderborner Priesterseminars, Michael Menke-Peitzmeyer, hatte zu Beginn der Woche dem WDR gesagt, dass das Erzbistum auch homosexuelle Priesteramtskandidaten akzeptiere, wenn sie den Zölibat einhielten. Praktizierte Sexualität sei aber ein Ausschlusskriterium, das für alle sexuellen Neigungen gelte. Bei der Entscheidung zum Zölibat würden die Kandidaten unter anderem von Psychologen unterstützt. Inzwischen gebe es regelmäßige Gespräche mit den Bewerbern über persönliche Einstellungen und die sexuelle Orientierung.

Ruhrbischof Franz-Josef Overbeck fordert in der Freiburger Zeitschrift "Herder Korrespondenz" (Februar), dass die katholische Kirche ihre Haltung zu Homosexualität ändere. Nötig sei eine "Entpathologisierung" der Homosexualität. Zudem wandte er sich gegen eine Verbindung mit der Missbrauchsdebatte. "Es wäre geradezu abwegig zu behaupten, das Problem sexuellen Missbrauchs ließe sich etwa dadurch lösen, den Zugang zum Priestertum nur auf heterosexuell empfindende Männer zu beschränken." Die sexuelle Orientierung sei keine Ursache für Missbrauch. (tmg/KNA)

1.2., 12:30 Uhr: Meldung aktualisiert.