Skandal werde für eigene Reform-Agenda genutzt

Dogmatiker Hoping: Brief an Marx instrumentalisiert Missbrauch

Veröffentlicht am 05.02.2019 um 12:08 Uhr – Lesedauer: 

Köln ‐ Gestern übte das Forum Deutscher Katholiken heftige Kritik. Nun tut das auch der Dogmatiker Helmut Hoping: Die Reformforderungen im Brief an Kardinal Marx seien eine Instrumentalisierung des Missbrauchsskandals.

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Der Freiburger Dogmatikprofessor Helmut Hoping hat den Forderungskatalog von neun Theologen an Kardinal Reinhard Marx als Instrumentalisierung des Missbrauchsskandals kritisiert. Die Reform-Agenda hätte mit dem Missbrauchsskandal und seiner "skandalösen Vertuschung" zunächst einmal gar nichts zu tun, sagte Hoping im Interview dem Kölner "Domradio" (Montag). Vielmehr seien die Forderungen seit langem bekannt und kämen bereits seit den 1980er Jahren zur Sprache. Dabei gehe es darum, eine sogenannte "vormoderne Ordnung" der Kirche zu überwinden, so der Dogmatiker.

Am Sonntag hatte die "Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung" einen offenen Brief veröffentlicht, in dem die Unterzeichner vom Vorsitzenden der Deutschen Bischofskonferenz "mutige Reformen" in der Kirche fordern. Vor dem geplanten weltweiten Bischofstreffen im Vatikan zum Missbrauchsskandal fordern sie kirchliche Gewaltenteilung, einen Abbau von "Überhöhungen des Weiheamtes", dessen Öffnung für Frauen, einen freiwilligen Zölibat sowie eine Neubewertung der Homosexualität. Zu den Unterzeichnern des Briefes zählen die Jesuiten Ansgar Wucherpfennig und Klaus Mertes sowie der Frankfurter Stadtdekan Johannes zu Eltz.

Bild: ©privat (Archivbild)

Helmut Hoping.

Zu erwarten, dass bei dem Missbrauchstreffen im Vatikan "Fragen wie Frauenpriestertum, Aufhebung des Verbots der Weihe von homosexuellen Männern oder gar Aufhebung des Zölibats thematisiert werden, ist reichlich illusorisch", sagte Hoping weiter. Papst Franziskus habe erst vor kurzem auf dem Rückflug vom Weltjugendtag in Panama gesagt, dass für ihn ein optionaler Zölibat nicht in Frage komme. "Derzeit fordern einige Leiter von Priesterseminaren und auch zwei, drei Bischöfe, das Verbot der Weihe von homosexuellen Männern zu Priestern zu ignorieren bzw. aufzuheben – bei Beibehaltung des Zölibats", so Hoping. Das würde jedoch "zu nichts anderem führen als zu einer weiteren Homosexualisierung des Priesterklerus". Diese Entwicklung wäre für die katholische Kirche nicht gesund.

"Was ich in dem Brief vermisse…"

"Was ich übrigens in dem offenen Brief vermisse: Es wird dort nichts gesagt zu den Sanktionen für die Täter und die verantwortlichen Bischöfe", sagte der Dogmatiker weiter. Man hätte auch fordern können, den Straftatbestand des sexuellen Missbrauchs ins Kirchenrecht aufzunehmen. Derzeit sei es jedoch so, "dass ein Priester, der versucht zu heiraten, schwerer bestraft wird als ein Missbrauchspriester", so Hoping.

Am Montag hatte auch das Forum Deutscher Katholiken die Forderung nach Reformen kritisiert. Der Vorsitzende Hubert Gindert bezeichnete den Brief als Versuch, "die Missbrauchsfälle für eigene Ziele zu instrumentalisieren". (tmg)