Missbrauch in Speyer: Auch Frauen als Täter im Visier
Bei der Aufarbeitung des sexuellen Missbrauchs in der Kirche hat das Bistum Speyer auch Vorkommnisse mit weiblichen Verdächtigen untersucht. "Von den 106 Fällen, die schon von unseren Missbrauchsbeauftragten bearbeitet wurden, richtete sich der Verdacht in elf Fällen gegen Frauen", sagte ein Bistumssprecher der Deutschen Presse-Agentur. Konkret seien dies sieben Ordensschwestern, drei Erzieherinnen und eine Lehrerin gewesen. Bei den Verdachtsfällen gegen Ordensfrauen liegen die vermutlichen Tatzeitpunkte zwischen 1948 und 1965 - Ermittlungen sind daher wegen Verjährung hinfällig.
Verurteilung in keinem der Fälle
Die Verdachtsfälle, in denen die drei Erzieherinnen und eine Lehrerin beschuldigt wurden, wurden im Zeitraum seit 2012 angezeigt. Der Verdacht wurde dem Bistum zufolge in allen vier Fällen an die Justiz gemeldet. Diese untersuchte die Vorwürfe und stellte die Ermittlungen ein. Eine Verurteilung gab es demzufolge in keinem der vier Fälle.
Seit der Veröffentlichung einer Studie zum sexuellen Missbrauch in der Kirche im September 2018 bemüht sich Speyer - wie auch andere Bistümer - um eine Aufarbeitung der Fälle. Dazu arbeitet das Bistum etwa mit der Staatsanwaltschaft zusammen und hat eine Arbeitsgruppe eingesetzt, der auch unabhängige Experten von außerhalb der Kirche angehören. Zudem hat das Bistum Opfern Einzelgespräche angeboten.
Anfang Januar hatte der Münchner Sozialpsychologe Heiner Keupp anhaltende Defizite in der Aufarbeitung sexualisierter Gewalt in den Kirchen bemängelt, da Frauen als Täter bisher vernachlässigt worden seien. Das Mitglied der von der Bundesregierung eingesetzten Unabhängigen Aufarbeitungskommission sprach sich für ein Interventionsrecht zugunsten seines Gremiums aus. "Die Kommission sollte das Recht haben, auf Institutionen zuzugehen, die bisher schweigen und mauern." Er denke da vor allem an Klöster und kirchliche Heime, "wo Nonnen und Diakonissen tätig waren", so Keupp. (tmg/dpa)