"Nicht Täter, sondern Opfer des Finanzskandals"

Katholikenforum verteidigt Hanke gegen Rücktrittsforderungen

Veröffentlicht am 08.02.2019 um 11:50 Uhr – Lesedauer: 

Kaufering ‐ Nach dem Finanzskandal im Bistum Eichstätt und Rücktrittsforderungen an Gregor Maria Hanke meldet sich das Forum Deutscher Katholiken zu Wort: Der Bischof sei Opfer, nicht Täter, und man wolle ihn aus einem anderen Grund loswerden.

  • Teilen:

Das Forum Deutscher Katholiken hat den Eichstätter Bischof Gregor Maria Hanke vor Rücktrittsforderungen in Schutz genommen. Dieser sei "nicht Täter, sondern Opfer des Finanzskandals" in seinem Bistum, betonte der Forums-Vorsitzende Hubert Gindert am Donnerstagabend im bayerischen Kaufering. Hanke werde wegen eines anderen "Makels" jetzt unter Druck gesetzt, denn er gelte als "profilierter Verteidiger des katholischen Glaubens". Dafür seien ihm die lehramtstreuen Katholiken dankbar.

Das Katholikenforum sieht hinter den Vorgängen auch eine Medienkampagne am Werk. Immer wieder werde längst Bekanntes aufgewärmt, "um eine Institution oder eine Person, die dafür steht, zu diskreditieren". Gegenwärtig gehe es um die katholische Kirche und den Eichstätter Bischof. Mit Finanzen oder sexuellem Missbrauch würden "alle Themen verbunden, die schon lange auf der Agenda des Zeitgeistes stehen: Priesterbild, hierarchische Verfassung der Kirche, Zölibat, Frauenpriestertum".

Das Bistum Eichstätt hatte am Dienstag einen Bericht externer Anwälte zu dem vor einem Jahr selbst publik gemachten Finanzskandal veröffentlicht. Darin ist die Rede von verschwundenen Akten, groben Pflichtverletzungen und mangelnden Kontrollen. Eine "klerikale Machtclique" habe die Leitung des Bischofs untergraben und sei damit neben den bisher von der Staatsanwaltschaft als Beschuldigten geführten Personen hauptverantwortlich für jahrzehntelange Misswirtschaft.

Hubert Gindert vom Forum Deutscher Katholiken.
Bild: ©KNA

Hubert Gindert vom Forum Deutscher Katholiken.

Schon vor dem eigentlichen Finanzskandal im Zusammenhang mit 31 größtenteils ohne Sicherheiten vergebenen Darlehen für Immobilienprojekte in den USA habe der damalige Finanzdirektor und Domdekan unverantwortliche Investments getätigt und dabei einen Schaden in Millionenhöhe verursacht. Der Bericht spricht von einem "System Eichstätt"; er weist Bischof Gregor Maria Hanke und Generalvikar Isidor Vollnhals eine abgestufte Mitverantwortung zu. Nach der Veröffentlichung des Berichts hatten der Münsteraner Kirchenrechtler Thomas Schüller und die Gruppierung "Wir sind Kirche" Hankes Rücktritt gefordert.

Von den US-Darlehen steht noch eine Summe von rund 47 Millionen Euro zur Rückzahlung aus. Die Bistumsanwälte rechnen damit, dass trotz Verhandlungen und juristischer Schritte am Ende die Diözese einen Verlust in zweistelliger Millionenhöhe erleiden wird.

Das im Jahr 2000 gegründete Forum Deutscher Katholiken ist nach eigener Darstellung ein lockerer Verband "papst- und kirchentreuer Katholiken". Zuletzt hatte das Forum scharf auf die Forderung prominenter Katholiken nach Reformen angesichts des Missbrauchsskandals in der Kirche reagiert. Gindert bezeichnete den offenen Brief mit Forderungen an Kardinal Reinhard Marx am Montag als Versuch, "die Missbrauchsfälle für eigene Ziele zu instrumentalisieren". (tmg/KNA)