Schreckensbühne Syrien
Es müsse möglichst bald ein "konstruktiver Dialog" eingeleitet werden. Wenn die Kämpfe nicht bald aufhörten, werde "nur ein Feld von Ruinen" zurückbleiben, so der Papst vor den Botschaftern beim Heiligen Stuhl. Er appellierte an die internationale Gemeinschaft, humanitäre Hilfe für das arabische Land bereitzustellen. Zudem rief Benedikt XVI. zu einer Achtung der Religionsfreiheit in Ägypten und anderen nordafrikanischen Ländern auf.
Wachsende Kluft zwischen Arm und Reich
Benedikt XVI. äußerte sich in seiner Grundsatzrede besorgt über die wachsende Kluft zwischen armen und reichen Ländern in der Europäischen Union und appellierte an den Gemeinschaftsinn. "Allein mögen vielleicht einige Länder schneller vorwärtskommen, aber gemeinsam kommen alle gewiss noch weiter", so der Papst. Wenn schon die unterschiedlichen Zinsniveaus für Staatsanleihen, der sogenannte "Spread", Anlass zur Sorge gäben, müssten "die Unterschiede zwischen wenigen, die immer reicher werden und vielen, die hoffnungslos ärmer werden, Bestürzung erwecken". Es dürfe nicht sein, dass die Staaten die Spreads der Finanzwelt bekämpften, sich hingegen mit dem "Spread des sozialen Wohlstands" abfänden.
Zudem forderte der Papst angesichts der Wirtschafts- und Finanzkrise verstärkte Anstrengungen für die Ausbildung von politischem Führungspersonal in Europa. Auch die Europäische Union brauche "weitsichtige und qualifizierte Vertreter", um die schwierigen Entscheidungen zu treffen, die notwendig seien, um die Wirtschaft zu sanieren und solide Grundlagen für ihre Entwicklung zu schaffen, sagte er.
Wirtschaftsmodelle reichen nicht aus
In seinem Jahresrückblick appellierte das Oberhaupt der römisch-katholischen Kirche an die Internationale Gemeinschaft, Entwicklungsländer stärker beim Aufbau eines umfassenden Bildungswesens zu helfen. Dies sei ein wichtiger Beitrag zum Frieden in der Welt. Gute Wirtschaftsmodelle allein reichten nicht aus, um Gerechtigkeit zu verwirklichen, es bedürfe auch gerechter Menschen, so Benedikt XVI. Frieden aufbauen heiße, die Menschen zum entschiedenen Eintreten gegen Korruption, Kriminalität un Drogenhandel zu erziehen.
Benedikt XVI. hob zugleich hervor, dass ein wirklicher Friede einen umfassenden Schutz des menschlichen Lebens voraussetze. "Mit Trauer" habe er feststellen müssen, dass auch in einigen christlich geprägten Ländern an Gesetzen gearbeitet werde, die Abtreibungen rechtlich straffrei stellten, so Benedikt XVI. Besorgt äußerte er sich insbesondere über die jüngste Entscheidung des interamerikanischen Gerichtshofs für Menschenrechte über die künstliche Befruchtung. Diese bestimme den Augenblick der Empfängnis willkürlich und schwäche die Verteidigung des werdenden Lebens. Es dürfe nicht so weit kommen, dass das Gleichgewicht zwischen dem Recht auf Leben der Mutter und dem Recht des Kindes, geboren zu werden, ungerecht verändert werde, sagte er. Beide seien "von gleicher Art". Zugleich begrüßte der Papst die Resolution der Parlamentarischen Versammlung des Europarats im vergangenen Jahr, die ein Verbot von Sterbehilfe gefordert hatte.
Für Frieden in Israel
Benedikt beklagte zudem, dass in der westlichen Welt die Bedeutung der Menschenrechte und der damit verbundenen Pflichten missverstanden werde. Sie würden oft mit "übertriebnen Ausdrucksformen der Autonomie des Menschen verwechselt", so der Papst. Diese seien jedoch selbstbezogen und nicht mehr offen für die Begegnung mit Gott und den Mitmenschen.
Der Heilige Stuhl, das Leitungsorgan der katholischen Kirche, unterhält gegenwärtig diplomatische Beziehungen zu 179 Staaten. Von den beim Heiligen Stuhl akkreditierten Botschaftern residieren rund 80 in Rom, die Mehrheit nimmt ihre Aufgabe von anderen europäischen Hauptstädten aus wahr. Eine zusätzliche Akkreditierung des Botschafters in Italien beim Heiligen Stuhl, lehnt der Vatikan ab.
Benedikt XVI. appellierte auch an die internationale Gemeinschaft, sich für ein friedliches Zusammenleben von Israelis und Palästinensern einzusetzen. Besorgt äußerte er sich über die Lage der Christen in Nigeria, die regelmäßig Ziel von Terroranschlägen würden. Auch mit Blick auf Mali und die zentralafrikanische Republik bekundete er die Hoffnung auf friedliche Lösungen der Konflikte.