Neuer Klang für 1.000 Jahre alte Bartholomäuskapelle

Paderborner gießen Glocke wie im Mittelalter

Veröffentlicht am 13.02.2019 um 09:01 Uhr – Lesedauer: 

Paderborn ‐ Ab August soll die älteste Hallenkirche Deutschlands wieder mit Glockenklang erfüllt werden. Deshalb haben viele Paderborner Freiwillige eine Glocke wie im Mittelalter gegossen. Die gibt es vor dem Einsatz jetzt zu sehen.

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Mit ihrem goldenen Schein glänzt sie ganz fein durch das matte Dunkel des Paderborner Doms hindurch: In der Kirche lässt sich derzeit eine Glocke bestaunen – ganz neu und doch nach altem Muster. Die kleine Glocke soll in die Bartholomäuskapelle kommen, einer über 1.000 Jahre alten Kirche neben dem Dom. Deren Dachreiter ist schon seit über 100 Jahren leer. Alte Fotos zeigen aber, dass zu dem Kirchlein einst eine kleine Glocke gehörte. Also sollte die Kapelle auch wieder ein Geläut bekommen, fand man in Paderborn. Allerdings sollte sie auch passen. Es sollte eine Glocke sein, "die im Original in der Bartholomäuskapelle hätte hängen können", sagt der Glockensachverständige Gerhard Best. Also eine Glocke, gegossen wie im 11. oder 12. Jahrhundert.

Dieses Unterfangen bekam dann der Archäologe und Kunstgießer Bastian Asmus in die Hände. Er orientierte sich an Theophilus Presbyter. Der Benediktinermönch hatte im 12. Jahrhundert in einer Sammlung verschiedene Kunsthandwerkstechniken beschrieben, unter anderem auch, wie man zu seiner Zeit eine Glocke goss. Mit dem Buch von Presbyter in der Hand machte sich der Glockengießer des 21. Jahrhunderts vergangenen Sommer ans Werk. Wie sich dann herausstellte, hatte die Beschreibung Presbyters ihre Tücken: "Trotz der ausführlichen Beschreibung gab es immer wieder Lücken im Verfahren, die ich nur durch schlichtes Ausprobieren und meine bisherigen beruflichen Erfahrungen füllten konnte", sagt Asmus.

Bild: ©pdp/Lena Reiher

Dompropst Monsignore Joachim Göbel und Archäologe Dr. Bastian Asmus mit der Glocke im Paderborner Dom.

Bei der Fertigstellung der Glocke haben dann Viele mitgeholfen: Das Bienenwachs für den Guss stammt vom Paderborner Bürgermeister Michael Dreier und von einer örtlichen Gesamtschule. Die Kohle haben Paderborner Köhler zur Verfügung gestellt und die Feuerwache haben Schützen gehalten. Dompropst Joachim Göbel ist aber vor allem einer ungenannten Person dankbar: Denn das ganze Geld für den Guss kam von einem Spender, der dessen Name nicht öffentlich gemacht werden soll.

Im Endeffekt hat dann alles funktioniert: "Die Herstellung einer echten, und für den Gebrauch bestimmten Glocke macht mich sehr glücklich, da hier der Schritt von der wissenschaftlichen Arbeit zum lebendigen Handwerk geglückt ist", ist der Gießer Asmus stolz. Das Endprodukt überzeugt auch den Glockensachverständigen Gerhard Best: "Sie klingt sehr schön." Die kleine Glocke klingt im Ton d‘, als tiefster Ton klingt ein a‘ nach. Für eine Glocke ist sie ein Fliegengewicht: Nur 43 Kilogramm bringt sie auf die Waage. Leicht genug, dass Gießer Asmus sie auf dem Rücksitz seines Autos in den Paderborner Dom transportieren konnte. Dort kann sie jeder Interessierte betrachten – bis zum 24. August. Denn dieses Datum ist der Gedenktag des Heiligen Bartholomäus, dann soll die Glocke ihren Weg in den Dachreiter der Kapelle finden. Sehen kann man sie dann nicht mehr so gut – aber umso besser hören. (cph)