Franziskus warnt vor Ideologisierung des Gottesdienstes

Papst zu Liturgie: Weder selber machen noch in Vergangenheit flüchten!

Veröffentlicht am 15.02.2019 um 09:23 Uhr – Lesedauer: 

Vatikanstadt ‐ Manche wollten in eine liturgische Vergangenheit flüchten, die es so nie gegeben habe, andere die liturgische Zukunft einfach selbst konstruieren: Beides ist laut Papst Franziskus eine falsche Haltung. Mit der liturgischen Tradition der Kirche müsse anders umgegangen werden.

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Papst Franziskus hat vor "sterilen ideologischen Polarisierungen" in liturgischen Fragen gewarnt. Wie in anderen Bereichen des kirchlichen Lebens verberge dies nur eine Haltung, die meint, die eigenen Vorstellungen passten auf alle Situationen und Kontexte, sagte er am Donnerstag bei einer Begegnung mit Mitgliedern der Gottesdienstkongregation im Vatikan. Beseelt vom Wunsch auf aktuelle Unsicherheiten zu reagieren, riskiere man dann sich in eine Vergangenheit zu flüchten, die es so nie gegeben habe, oder eine entsprechend konstruierte Zukunft.

Gottesdienst wie die gesamte Liturgie seien "ein lebendiger Schatz, der sich nicht auf Geschmäcker, Rezepte und Strömungen reduzieren" lasse. Vielmehr müsse die liturgische Tradition "mit Demut aufgenommen und mit Liebe gefördert werden". Liturgie sei eine "unersetzliche Nahrung für das organische Wachstum des Volkes Gottes", so der Papst. In der Liturgie gehe es nicht ums Selbermachen, sondern um "die Offenbarung der kirchlichen Gemeinschaft". In Gebeten und Gesten müsse das "Wir" und nicht das "Ich" erklingen.

Bessere Liturgie nicht von Büchern abhängig machen

Außerdem warnte Franziskus davor, eine bessere Liturgie allein von neuen Büchern abhängig zu machen. Wichtig sei eine Bekehrung, die die gottesdienstliche Feier zu einer Herzensangelegenheit mache. Liturgisches Wissen allein reiche dazu nicht.

Der Papst traf mit den Mitgliedern der Kongregation für Gottesdienst und Sakramente anlässlich deren jährlicher Vollversammlung zusammen.

Papst Franziskus hat mehrfach deutlich gemacht, dass es für ihn kein Zurück vor die Liturgiereform des Zweiten Vatikanischen Konzils gibt. "Wir können mit Sicherheit und Lehrautorität sagen, dass die liturgische Reform unumkehrbar ist", sagte er bei einer Audienz für Liturgiewissenschaftler im Jahr 2017. Konzil und Liturgiereform seien "nicht plötzlich vom Himmel gefallen", sondern "Frucht eines langen Weges". Heute gelte es, die Gründe für die damalige Reform wieder zu entdecken und neu über sie nachzudenken, so der Papst damals. (tmg/KNA)