Nach Ankündigung von Gesundheitsminister Spahn

Bibelbund kritisiert geplantes Verbot von Therapien für Homosexuelle

Veröffentlicht am 18.02.2019 um 11:53 Uhr – Lesedauer: 

Berlin ‐ Bundesgesundheitsminister Jens Spahn will Therapien zum "Umpolen" von Homosexuellen verbieten, doch gegen seine Pläne gibt es nun von christlicher Seite Kritik: Ein Verbot sei ein Hindernis für die Pastoral.

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Der evangelikale Bibelbund kritisiert das von Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) geplante Verbot von sogenannten Konversionstherapien, durch die Homosexuelle ihre Orientierung ändern sollen. Der Bibelbund-Vorsitzende Michael Kotsch sagte der Nachrichtenagentur "idea" am Sonntag, dass Homosexualität laut der Bibel durchaus veränderbar sei und verwies auf den ersten Korintherbrief (6,9 ff.). Durch Spahns Vorstoß "könnte die seelsorgerliche Begleitung von Homosexuellen, die Probleme mit ihrer sexuellen Identität haben, schon bald zu einer Straftat werden". Er befürchte, dass bei einer strengen Auslegung des Gesetzesvorschlags schon das Gebet für eine Änderung der sexuellen Orientierung bestraft werden könnte.

Kotsch sieht das geplante Gesetz als einen Versuch der Politik, jede vom gesellschaftlichen Mainstream abweichende Meinung per Gesetz und Bußgeld zu verbieten. Dadurch bekämen Homosexuelle, die ihre Orientierung ändern wollten, keine fachliche Hilfe mehr. "Es ist äußerst erschreckend, wie sich die Regierung in private und religiös begründete sexuelle Wertungen und Verhaltensweisen seiner Bürger einmischen will", so Kotsch.

Bild: ©BMG

Jens Spahn (CDU) ist seit März 2018 Bundesgesundheitsminister.

Spahn hatte gegenüber der "tageszeitung" am Freitag gesagt, Homosexualität sei keine Krankheit und damit auch nicht heilungsbedürftig. Schon wegen seiner eigenen Homosexualität halte er nichts von solchen Therapien. Der Minister will zunächst untersuchen lassen, wie andere Länder mit Konversionstherapien umgehen und danach rechtliche Möglichkeiten erarbeiten. Europaweit hat bisher nur Malta ein Gesetz, das solche Therapien verbietet. Bei Verstößen drohen bis zu ein Jahr Gefängnis. Ähnliche Regelungen gibt es in einigen Regionen Spaniens und manchen US-Bundesstaaten.

Ein Gesetzentwurf für Deutschland will das Gesundheitsministerium gemeinsam mit dem Justizministerium bis zum Sommer vorlegen. Laut Spahn soll es berufsrechtliche Konsequenzen für Anbieter von Konversionstherapien geben und ein Verbot der Vergütung. Er halte es noch für fraglich, welche Regelungen für das Strafrecht angemessen seien.

Die Psychiaterin Lieselotte Mahler kritisierte gegenüber dem "Spiegel", dass Konversionstherapien Leben zerstören könnten. "Statt den Patienten in seiner homosexuellen Identität zu stärken, zerstören sie sein Selbstbild", so die Oberärztin an der Berliner Charité. Mediziner, die solche Therapien anbieten, stammen oft aus dem evangelikalen Milieu. (cph)