Umfrage zeigt auch klare Meinung zu Zölibat und Frauenpriestertum

Missbrauch: Viele Deutsche zweifeln am Aufklärungswillen der Kirche

Veröffentlicht am 19.02.2019 um 15:07 Uhr – Lesedauer: 

Köln ‐ Im Vatikan findet ab Donnerstag der Anti-Missbrauchsgipfel statt. Die meisten Deutschen glauben aber nicht, dass es der Kirche mit der Aufklärung ernst ist. Auch bei den Themen Zölibat und Frauen als Priester ist das Meinungsbild klar.

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Beim Missbrauchsskandal nimmt eine Mehrheit der Deutschen der katholischen Kirche ihre Aufklärungsbeteuerungen nicht ab. In einer Umfrage des Meinungsforschungsinstituts YouGov im Auftrag der Deutschen Presse-Agentur gaben 59 Prozent an, sie glaubten nicht, dass die Kirche aktiv darum bemüht sei, den Skandal um sexuellen Missbrauch von Kindern und Jugendlichen aufzuarbeiten und eine Wiederholung zu verhindern. 23 Prozent glaubten es dagegen schon, und 18 Prozent machten keine Angaben.

Am Donnerstag kommen im Vatikan die Vorsitzenden der Bischofskonferenzen aus aller Welt zu einem bisher beispiellosen Spitzentreffen zum Thema Missbrauch zusammen. Am Montag hatte der vatikanische Chefaufklärer für Sexualverbrechen, Erzbischof Charles Scicluna, ein konsequentes Durchgreifen gegen Täter auch im Inneren des Vatikan angekündigt. Zudem sprach er von weitreichenden Konsequenzen für die Zeit nach dem Gipfel an. Unmittelbar nach dem viertägigen Treffen werde Papst Franziskus mit den Organisatoren über die weiteren Schritte beraten.

In der Umfrage zeigten sich 72 Prozent davon überzeugt, dass der Zölibat eine der Ursachen für den von Priestern begangenen Missbrauch ist. 14 Prozent glauben es nicht, und 13 Prozent machten keine Angaben. Eine große Mehrheit von 82 Prozent ist dafür, den Zölibat abzuschaffen, sodass katholische Priester selbst entscheiden dürfen, ob sie heiraten oder nicht. Sieben Prozent sind dagegen und zwölf Prozent unschlüssig.

72 Prozent für Frauenpriester

Die Autoren der im September veröffentlichten Missbrauchsstudie im Auftrag der Deutschen Bischofskonferenz haben darin auch Strukturen benannt, die Missbrauchsfälle in der Kirche begünstigen könnten. Dazu gehören für sie neben dem Zölibat die ausgeprägte klerikale Macht Einzelner und ein problematischer Umgang mit dem Thema Sexualität - vor allem mit Homosexualität.

Auf die Frage, ob die Kirche ihre kritische Haltung gegenüber Homosexualität ändern und eine homosexuelle Orientierung als gleichwertig betrachten sollte, antworteten 64 Prozent der Befragten mit Ja, 21 Prozent mit Nein und 15 Prozent machten keine Angaben. 72 Prozent sind dafür, dass in der Kirche auch Frauen Priester werden können. Nur 13 Prozent sind dagegen, 15 Prozent machten keine Angaben. Das "männerbündische" System gilt ebenfalls als einer der Faktoren, die Missbrauch und Vertuschung erleichtern.

Nur wenige rechnen allerdings damit, dass sich die katholische Kirche in der Frauenfrage bewegen wird. Auf die Frage, ob sie glaubten, dass die Kirche Frauen in den nächsten 20 Jahren zum Priesteramt zulassen werde, antwortete mehr als die Hälfte der Befragten (54 Prozent) mit Nein. Ein Viertel (24 Prozent) geht hingegen durchaus davon aus, und 22 Prozent sind unschlüssig.

In der repräsentativen YouGov-Umfrage wurden 2.054 Menschen im Zeitraum zwischen dem 15. und 18. Februar 2019 befragt. (tmg/dpa)