Umbenennung der Pfarrkirche St. Johann von Capistran gefordert

Debatte um judenfeindlichen Kirchenpatron in München

Veröffentlicht am 19.02.2019 um 16:34 Uhr – Lesedauer: 
Die ehemalige Vorsitzende des Zentralrats der Juden, Charlotte Knobloch.
Bild: © KNA

München ‐ Johannes Capistranus war maßgeblich an der Verfolgung von Juden beteiligt, dennoch ist eine Münchner Kirche nach ihm benannt. Die jüdische Gemeinde unter Charlotte Knobloch fordert nun eine Umbenennung. Nicht möglich, antwortet das Erzbistum.

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Der Namenspatron einer katholischen Kirche in München hat eine Debatte um Antisemitismus ausgelöst. Die Vorsitzende der Israelitischen Kultusgemeinde München und Oberbayern, Charlotte Knobloch, wünscht sich die Umbenennung der Pfarrkirche St. Johann von Capistran im Stadtteil Bogenhausen. "Dass ein Judenhasser als Namensgeber für eine Kirche mitten in München herhalten darf und vor dieser noch mit einem eigenen Denkmal geehrt wird, ist völlig unverständlich", sagte sie der "Bild"-Zeitung (Dienstag). "Ich wünsche mir, dass eine katholische Kirche, die Ansichten wie die von Capistranus lange hinter sich gelassen hat, sich nun so schnell wie möglich auch von solchen Benennungen lösen kann."

Johannes Capistranus, nach dem die 1960 eingeweihte Kirche im Münchner Stadtteil Bogenhausen benannt ist, war im 15. Jahrhundert als Inquisitor und Initiator von Pogromen maßgeblich an der Verfolgung von Juden beteiligt. Die Benennung der Kirche geht nach Angaben des Erzbistums auf einen Vorschlag des Franziskaner-Ordens zurück, zu dem auch der umstrittene Heilige seinerzeit gehörte.

Umbenennung nicht möglich

"Wir können die Bedenken und die Kritik sehr gut nachvollziehen und teilen sie auch", sagte eine Sprecherin des Erzbischöflichen Ordinariats. Für die Pfarrei sei der Namenspatron "ein schweres Erbe". Eine Umbenennung der Kirche sei aber aus kirchenrechtlichen Gründen nicht möglich. Die Grundlage dafür: Canon 1218 CIC, der besagt, dass der Name einer Kirche "nach vollzogener Weihe nicht verändert werden kann".

In jüngerer Vergangenheit gab es immer wieder Diskussionen um antisemitische Darstellungen an Kirchen. Das Münsteraner Domkapitel distanzierte sich im vergangenen April von einer antijudaistischen Marienskulptur im Sankt-Paulus-Dom. Das Kölner Domkapitel gab im Oktober bekannt, die antijüdischen Darstellungen an und im Kölner Dom verstärkt zum Thema machen. (tmg/dpa)