Offener Brief der Dubia-Kardinäle vor Anti-Missbrauchsgipfel

Burke und Brandmüller: "Homosexuelle Netzwerke" das umfassende Übel

Veröffentlicht am 20.02.2019 um 09:00 Uhr – Lesedauer: 

Rom ‐ Kindesmissbrauch sei schlimm, aber die "homosexuellen Netzwerke" das umfassende Übel: Vor dem Anti-Missbrauchsgipfel im Vatikan veröffentlichen die Kardinäle Walter Brandmüller und Raymond Burke einen Offenen Brief. Darin geht es auch um Klerikalismus.

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Kurz vor Beginn des Anti-Missbrauchsgipfels im Vatikan ist im Internet ein Offener Brief veröffentlicht worden, der zwei Kardinälen zugeschrieben wird. Das Schreiben wendet sich gegen die These von Papst Franziskus, Klerikalismus sei die Hauptursache sexuellen Missbrauchs in der katholischen Kirche. "Aber die wahre Ursache dafür ist nicht Machtmissbrauch durch Priester, sondern Abkehr von der Wahrheit des Evangeliums", heißt es in dem am Dienstagabend auf mehreren Internetseiten veröffentlichten Schreiben. Als Verfasser angegeben sind der US-Kardinal Raymond Leo Burke (70) und der emeritierte deutsche Kardinal Walter Brandmüller (90).

Widerspruch gegen das "natürliche und göttliche Sittengesetz" sei "in Wahrheit die Wurzel jenes Übels, das gewisse Kreise der Kirche korrumpiert", heißt es. In dem an die Leiter der Bischofskonferenzen weltweit gerichteten Brief wird gefordert, angesichts der Krise nicht nur Kindesmissbrauch als Ursache auszumachen. "Dieser ist gewiss ein abscheuliches Verbrechen, besonders wenn es von Priestern begangen wird", so die Kardinäle. Dennoch gehe es dabei weit mehr "um das umfassendere Übel homosexueller Netzwerke". Diese hätten sich hinter einem Schutzwall von Komplizenschaft und Schweigen im Inneren der Kirche ausgebreitet.

Die "unverkürzte Lehre der Kirche" bezeugen

Burke und Brandmüller gehören zu den vier Kardinälen, die im Sommer 2016 kritische Anfragen ("Dubia") an Papst Franziskus zu dessen Schreiben "Amoris laetitia" über Ehe und Familie richteten. Vor allem ging es ihnen um die Frage, ob wiederverheiratete Geschiedene zur Kommunion zugelassen werden können oder nicht. Im nun veröffentlichten Schreiben wird darauf hingewiesen, dass der Papst darauf bisher nicht geantwortet habe. Dies ist in den Augen der Kardinäle ein "Ausdruck einer allgemeinen Krise des Glaubens". Die Teilnehmer des Anti-Missbrauchsgipfels werden in dem Offenen Brief aufgefordert, die "unverkürzte Lehre der Kirche" zu bezeugen.

Papst Franziskus hat von Donnerstag bis Sonntag im Vatikan ein weltweites Treffen zu Missbrauch und Kinderschutz in der katholischen Kirche einberufen. An der Konferenz nehmen die Vorsitzenden aller Bischofskonferenzen, einschließlich unierter Ostkirchen, sowie 22 männliche und weibliche Ordensobere teil. Außerdem sind die Leiter von 14 Vatikan-Behörden sowie einzelne Missbrauchsopfer aus allen Erdteilen beteiligt. (bod/KNA)