Es bliebe kaum mehr als der Sozialhilfesatz

Missbrauch: Bistum Osnabrück will Priestern Gehalt massiv kürzen

Veröffentlicht am 28.02.2019 um 13:15 Uhr – Lesedauer: 

Osnabrück ‐ Gestern stellte das Bistum Osnabrück sein Konzept für den künftigen Umgang mit sexualisierter Gewalt vor. Heute wurde noch eine weitere Maßnahme im Falle von Missbrauch bekannt gegeben – und die könnte die Beschuldigten vor allem finanziell treffen.

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Das Bistum Osnabrück will Priestern, die sich des sexuellen Missbrauchs schuldig gemacht haben, das Gehalt bis auf 1.000 Euro kürzen. "Wir beabsichtigen, eine entsprechende Regelung einzuführen, müssen das aber zuerst noch rechtlich abklären", sagte Sprecher Hermann Haarmann am Donnerstag dem epd. Von den 1.000 Euro würden noch Beiträge etwa für die Krankenversicherung und Miete abgezogen, so dass den Priestern zum Leben kaum mehr als der Sozialhilfesatz bliebe. Es würde aber jeder Einzelfall überprüft. Die Landesregierung in Hannover lobte unterdessen die Kooperationsbereitschaft der niedersächsischen Bistümer in Missbrauchsfällen.

Hintergrund für die geplanten Sanktionen ist der Fall des heute 85-jährigen Priesters, der zwischen den 1960er und 1990er Jahren in vier Gemeinden im Emsland und im Landkreis Osnabrück mindestens 16 Kinder missbraucht haben soll. Das Bistum geht von einer hohen Dunkelziffer aus. Es will in Rom die Entlassung des Priesters aus dem Klerikerstand erreichen. Das hat der Vatikan bereits einmal abgelehnt. Sollte auch ein weiterer im Januar gestellter Antrag abgelehnt werden, sollte wenn möglich die neue Regelung Anwendung finden, erläuterte Haarmann.

Bei einer Entlassung aus dem Klerikerstand würden ohnehin alle Zahlungen eingestellt. Der heute in einem Altenheim lebende Priester wurde nach Angaben des Bistums mit drei Taten konfrontiert und hat sie zugegeben. Alle bisher öffentlich gewordenen Taten sind strafrechtlich bereits verjährt. Zuerst hatte die "Neue Osnabrücker Zeitung" über die Gehaltskürzungen berichtet.

Lob für kirchliche Kooperationsgemeinschaft

Landesjustizministerin Barbara Havilza (CDU) lobte die Kooperationsbereitschaft der niedersächsischen Bistümer in Missbrauchsfällen. Sie hätten den Ermittlungsbehörden umfassenden Zugang zu den erforderlichen Unterlagen gewährt, sagte Havliza bei einer "Aktuellen Stunde" im Landtag in Hannover. "Die umfassende Aufklärung der im Raume stehenden Vorwürfe ist selbstverständlich Aufgabe der Justiz und nicht der Kirche." Die Staatsanwaltschaften Hildesheim und Osnabrück haben nach Sichtung der Akten eigenen Angaben zufolge jeweils zwei Ermittlungsverfahren eingeleitet.

Am Mittwoch hatte das Bistum Osnabrück ein Konzept zur Aufklärung und Vorbeugung von sexuellem Missbrauch durch Priester vorgestellt. Bischof Franz-Josef Bode hatte erklärt, in allen Bereichen von der Prävention bis zu Grundsatzfragen der Kirche stärker als bisher mit externen Experten zusammenarbeiten zu wollen. Der Osnabrücker Oberhirte zeigte sich zudem selbstkritisch: Auch er habe schlechte Entscheidungen im Umgang mit Missbrauch getroffen. (tmg/epd)