Berliner Oberhirte äußert sich im rbb

Frauentag als Feiertag: Erzbischof Koch kritisiert Rot-Rot-Grün

Veröffentlicht am 02.03.2019 um 13:21 Uhr – Lesedauer: 

Berlin ‐ Der Frauentag am 8. März ist in diesem Jahr in Berlin erstmals ein gesetzlicher Feiertag. Erzbischof Heiner Koch hat die Einführung des neuen Feiertags durch die rot-rot-grüne Regierung in der Hauptstadt am Samstag deutlich kritisiert.

  • Teilen:

Der Berliner Erzbischof Heiner Koch hat ungewöhnlich deutliche Kritik am Beschluss der rot-rot-grünen Regierungskoalition in der Hauptstadt geäußert, den Internationalen Frauentag am 8. März als neuen gesetzlichen Feiertag einzuführen. "Ich habe noch nie erlebt, dass erst feststeht, dass es einen neuen staatlichen Feiertag geben wird, und man erst danach überlegt, was man an diesem Tag denn eigentlich feiern oder bedenken will", sagte Koch am Samstag in der Sendung "Wort des Bischofs" im rbb-Radiosender 88,8.

Dass der neue Feiertag kein christlich begründeter Tag sein sollte, sei vor allem von jenen Kräften "energisch postuliert" worden, "die unbedingt einen nicht-religiösen Feiertag forderten", so der Bischof weiter. Ferner kritisierte Koch, dass Meinungsäußerungen aus der Bevölkerung zur Wahl des neuen Feiertags nicht berücksichtigt worden seien. Die meisten Berliner hätten sich in Umfragen "für das Reformationsfest oder den 9. November mit seinen so bedeutsamen und für uns alle wichtigen Erinnerungsinhalten" als zusätzlichen Feiertag ausgesprochen. Dies habe die Regierungsparteien im Abgeordnetenhaus aber nicht umstimmen können, kritisierte Koch. "So viel Basisdemokratie scheint wohl doch nicht gefragt, wenn sie gegen das eigene Wählerpotential steht."

Respekt auch für "altmodische" Lebensstile gefordert

Sich für die Freiheit von Frauen einzusetzen sei "eine politische und gesellschaftliche Aufgabe, zu der wir auch als Christen stehen und die auch für uns als Kirche heute kritischer Maßstab und Ansporn sein muss", so Koch weiter. Dies müsse aber auch dann gelten, wenn Frauen sich entschieden, ihr Leben in einer Weise zu gestalten, "die der Mainstream eher als altmodisch und unmündig ansieht". Die Renten für Frauen etwa, die ihre Berufslaufbahn zugunsten ihrer Kinder unterbrächen, seien eine "einzige Ausbeutung und Diskriminierung".

Das Berliner Abgeordnetenhaus hatte nach mehrmonatiger öffentlicher Debatte am 24. Januar mit den Stimmen der Regierungskoalition entschieden, den Internationalen Frauentag bereits ab diesem Jahr als neuen gesetzlichen Feiertag einzuführen. Der Tag, der auf Initiative sozialistischer Organisationen entstand und erstmals 1911 begangen wurde, ist der zehnte gesetzliche Feiertag in der Hauptstadt. Vor der Einführung des neuen Feiertags hatte Berlin zu den Bundesländern mit den wenigsten arbeitsfreien Tagen gehört. (stz)