"Ihr solltet besser mal die Klappe halten"

Nikolaus Schneider: Kirchen verlieren im Turbo-Modus an Einfluss

Veröffentlicht am 12.03.2019 um 12:25 Uhr – Lesedauer: 

Köln ‐ Bislang habe die Menschen zumindest noch interessiert, was die Kirchen zu gesellschaftlichen Fragen sagen: Nach den Missbrauchsfällen sei es nun auch damit vorbei, beklagt der ehemalige EKD-Ratsvorsitzende Nikolaus Schneider.

  • Teilen:

Der frühere Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Nikolaus Schneider, sieht den gesellschaftlichen Einfluss der Kirchen drastisch schwinden. "Wir verlieren im Turbo-Modus", sagte Schneider dem "Kölner Stadt-Anzeiger" (Dienstag).

Bislang habe es die Menschen selbst unter den Bedingungen einer fortschreitenden Säkularisierung zumindest noch interessiert, was die Kirchen zu wichtigen Fragen des Zusammenlebens sagen. Die Missbrauchsfälle in kirchlichen Einrichtungen führten jetzt dazu, "dass die Menschen das nicht einmal mehr hören wollen und den Kirchen sagen: 'Ihr solltet besser mal die Klappe halten! Ihr genügt ja bis in die höchsten Hierarchiestufen hinauf nicht einmal euren eigenen Normen!'" Er bezeichnete diese Reaktion als sehr nachvollziehbar. Sie erschwere aber "die Situation enorm".

Nikolaus Schneider (71) war von 2003 bis 2013 Präses der Evangelischen Kirche im Rheinland. Von 2010 bis 2014 war er Ratsvorsitzender der EKD und damit höchster Repräsentant der Evangelischen Kirche in Deutschland. (tmg/epd)