Skandal nach angeblicher Totenerweckung zieht weitere Kreise

Medien: Südafrikanische Kirche bezahlt "Kranke" für Heilungswunder

Veröffentlicht am 13.03.2019 um 11:48 Uhr – Lesedauer: 

Kapstadt ‐ Umgerechnet 100 Euro pro Monat für das Vorspielen einer Aidserkrankung oder einer Lähmung: Eine südafrikanische Freikirche soll vermeintlich Kranke bezahlt haben, damit sie sich durch einen ihrer Propheten "heilen" lassen.

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In Südafrika zieht ein Skandal um evangelikale Freikirchen weitere Kreise: Wie lokale Medien am Mittwoch berichten, sollen vermeintlich "Kranke" von einem "Propheten" dafür bezahlt worden sein, ihren Mitgläubigen eine Heilung durch die Kirche vorzuspielen. Beobachter fordern jetzt erneut eine Regulierung des Religionssektors.

Umgerechnet 216 Euro soll ein Anhänger der freikirchlichen "Alleluia Ministries" dafür bekommen haben, den Gläubigen eine Lähmung vorzutäuschen. Einer weiteren Kirchgängerin hätten die Pastoren knapp 100 Euro pro Monat dafür gezahlt, ihre Freunde glauben zu machen, sie leide an Aids. "Sie wollten, dass ich angebe, HIV-positiv zu sein, und dann betete der Pastor für mich", wird die Frau zitiert. Bei ihrer Auswahl der Schauspieler hätten die Kirchenführer vorwiegend auf Ausländer zurückgegriffen, da diese im Fall von Ermittlungen schwerer aufzuspüren wären.

"Totenerweckung" sorgte für Schlagzeilen

Vergangenen Monat sorgte der selbsternannte "Prophet" Alph Lukau weltweit für Schlagzeilen. In einem Online-Video war zu sehen, wie der Geistliche in Johannesburg einen vermeintlich Toten wieder zum Leben erweckte. Traditionelle Kirchenführer und Politiker, darunter auch Staatspräsident Cyril Ramaphosa, kritisierten Lukau.

Auch Südafrikas Kommission für den Schutz von Kultur-, Religions- und Sprachgruppen verurteilte das "Wunder" und kündigte Ermittlungen an. Nach zahlreichen Skandalen durch evangelikale Freikirchen hatte die staatliche Behörde dem Parlament in Kapstadt 2017 empfohlen, Kirchen gesetzlich zu regulieren. Der Präsident lehnt diesen Vorschlag ab. Die Kommissionsvorsitzende Thoko Mkhwanazi-Xaluva warnte nun jedoch vor einem "Chaos" im Religionssektor.

In Südafrika sorgten selbsternannte "Propheten" in den vergangenen Jahren wiederholt für Negativ-Schlagzeilen. Sie verfütterten ihren Gläubigen etwa Gras, Ratten und Benzin, sprühten ihnen Insektenspray ins Gesicht oder ritten auf ihnen durch die Gegend. (tmg/KNA)