Genn: Politik in Lima ist ohnmächtig gegen Ungleichheit
Der Münsteraner Bischof Felix Genn kritisiert die politische Ohnmacht und Untätigkeit angesichts sozialer Ungleichheit in Lima. "Es gibt viele Menschen, die in für uns unvorstellbarer Armut leben; und zum anderen gibt es Stadtteile in Lima, wo eine auch in unserem Verständnis gehobene Mittelschicht lebt", erklärte er im Anschluss an einen Peru-Besuch. Er könne nicht verstehen, dass sich keine Lösung finden ließe, um diese soziale Ungleichheit zu überwinden. "Was es sicher braucht, ist Hilfe zur Selbsthilfe, Bildung gerade für die unteren Schichten und den Appell an die eigenen Kräfte der Menschen", sagte der Bischof laut Pressestelle des Bistums Münster am Freitag.
Nach den Worten von Genn kann die Kirche in Deutschland von Peru lernen. Die dortigen Priester hätten immer wieder betont, wie notwendig es sei, ehrenamtlichen Laien "wirkliche Verantwortung" zu geben. "Das könnte sicher ein Modell sein - vor allem in dem Sinne, dass hier in Peru etwa die Frage nach der Macht gar nicht gestellt wird", sagte Genn. Dort müsse nicht der Priester derjenige sein, der das Sagen habe, sondern er könne auch eine Person sein, die einfach mitarbeite. "Im Mittelpunkt steht immer die Frage des Miteinanders."
Der Bischof besucht derzeit Südamerika. Am Donnerstag beendete er einen mehrtägigen Aufenthalt in Peru. Während seiner Pastoralreise dort hatte er das Bistum Choisica besucht, das seit 1997 von Norbert Strotmann geleitet wird. Strotmann stammt aus einer kleinen Gemeinde im Bistum Münster. Bischof Genn hatte verschiedene Projekte der katholischen Kirche besichtigt und sich mit Ordensfrauen und Geistlichen ausgetauscht. Er wird seine Reise nun nach Brasilien fortsetzen. Ein Ziel seiner Visite ist die Hauptstadt Brasilia sowie eine deutsche Gemeinde in Porto Alegre, Hauptstadt des brasilianischen Bundesstaates Rio Grande do Sul. (cst/KNA)